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(de) Italy, Ponte Ghisolfa: Kurdische Frauen: Freiheit durch Widerstandsfähigkeit neu definieren (ca, en, it, pt, tr)[maschinelle Übersetzung]

Date Sun, 16 Mar 2025 08:18:02 +0200


Wenn wir von Kampf sprechen, beschwören wir ein Bild herauf, das so alt ist wie die menschliche Zivilisation: die ewige Spannung zwischen Unterdrückung und Freiheit, Schweigen und Stimme, Gefangenschaft und Befreiung. Doch selten in der Geschichte findet diese Dichotomie einen so lebendigen Ausdruck wie auf dem andauernden Weg der kurdischen Frauen in Rojava (Nordsyrien) und Südkurdistan (Nordirak). Ihre Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands, der Widerstandskraft und der Wandlung, eine Erzählung, die Poesie und Widerstand vereint, und eine Geschichte, die sowohl unsere Bewunderung als auch unsere Solidarität verdient. ---- Kurdische Frauen leiden seit langem unter der Last der Ausgrenzung, und zwar nicht nur aufgrund der patriarchalischen Traditionen ihrer Gemeinschaften, sondern auch aufgrund unterdrückerischer Regime, die versucht haben, die kurdische Identität selbst auszulöschen. Und doch erhoben sie sich wie Phönix aus der Asche als Anführer, Krieger und Visionäre. Sie sind die Architektinnen einer feministischen Revolution, eine Vorhut im Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter auf einem der feindlichsten Terrains, die man sich vorstellen kann. Ihr Kampf ist zwar auf ihren kulturellen und historischen Kontext beschränkt, hat aber universelle Resonanz und ruft uns alle dazu auf, die Möglichkeiten der Freiheit neu zu überdenken.

Doch um das Ausmaß ihrer Erfolge zu verstehen, müssen wir zunächst den Kontext ihrer Unterdrückung erkennen. Seit Jahrzehnten werden kurdische Frauen im Irak, in Syrien, der Türkei und im Iran gleich dreifach marginalisiert: als Kurdinnen in unterdrückerischen Nationalstaaten, als Frauen in zutiefst patriarchalischen Gesellschaften und als Individuen in einem globalen System, das ihre Notlage oft übersieht. Rojava, die autonome Region im Nordosten Syriens, und das irakische Kurdistan sind zu Schmelztiegeln ihres Widerstands geworden.

In Süd-Kurdistan und im Irak sind die Narben der Anfal-Kampagne noch immer in das kollektive Gedächtnis eingebrannt: ein Völkermordangriff unter Saddam Husseins Regime, der Zehntausende Kurden das Leben kostete und zahllose Frauen zu Witwen, Vertriebenen und Verwundbaren machte. In ähnlicher Weise hat der syrische Bürgerkrieg in Rojava ein Regierungs- und Sicherheitsvakuum geschaffen, in dem patriarchalische Gewalt, extremistische Ideologien und systematische Vernachlässigung die kurdischen Frauen zu überwältigen drohen.

Doch die kurdischen Frauen haben sich nicht damit abgefunden, Opfer zu sein. Stattdessen haben sie es neu definiert, indem sie ihre Unterdrückung als Waffe des Widerstands einsetzen, Solidarität schmieden und Räume für Autonomie, Rechte und Würde schaffen.

Nirgendwo ist diese Herausforderung deutlicher als in Rojava, wo kurdische Frauen eine feministische und ökologische Revolution angeführt haben, die nicht nur das Patriarchat, sondern die Strukturen von Staat und Kapital selbst in Frage stellt. Im Zentrum dieser Revolution steht das Prinzip der "Jineologie", einer kurdischen feministischen Philosophie, die sich vom kurdischen Wort für "Frau", "jin", ableitet und die zentrale Rolle der Frauen in der Gesellschaft befürwortet.

Die Jineologie weicht radikal sowohl von traditionellen Geschlechterrollen als auch vom westlichen liberalen Feminismus ab. Sie besteht darauf, dass die Befreiung der Gesellschaft als Ganzes ohne die Befreiung der Frauen unmöglich sei. In Rojava wurde diese Philosophie in konkrete Regierungsstrukturen umgesetzt. Frauen sind auf allen Ebenen der politischen Führung tätig, von den Gemeinderäten bis zum Militärkommando. Das System der Kopräsidentschaft erfordert, dass jede Führungsposition von einem Mann und einer Frau besetzt wird. Dadurch wird die Parität der Geschlechter bei der Entscheidungsfindung sichergestellt.

Es ist nicht nur ein Symbol. Frauen in Rojava haben Gesetze umgeschrieben, die einst Zwangsheirat, Ehrenmorde und häusliche Gewalt legitimierten. Sie bauten Frauenheime, Bildungs-, Vermittlungs- und Betreuungszentren und gründeten Genossenschaften zur Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Dabei handelt es sich um Akte stiller Revolution, die nicht nur in der Theorie, sondern in gelebter, praktischer Transformation wurzeln.

Die Welt wurde erstmals während der Schlacht von Kobane im Jahr 2014 auf den Kampf der kurdischen Frauen aufmerksam, als Bilder von jungen Frauen in Tarnuniformen, bewaffnet mit Kalaschnikows, in den Weltmedien die Runde machten. Diese Frauen, Mitglieder der Frauenschutzeinheiten (YPJ), standen an vorderster Front gegen ISIS, eine der brutalsten und frauenfeindlichsten Kräfte des 21. Jahrhunderts. Ihr Mut und ihre taktische Brillanz wendeten das Blatt in der Schlacht, entrissen Kobane dem Griff des IS und verdienten sich die Bewunderung der ganzen Welt.

Aber dies ist nicht nur die Geschichte eines militärischen Triumphs. Für die Frauen der YPJ ist der bewaffnete Widerstand eine Erweiterung ihrer feministischen Ideologie. Sie kämpfen nicht nur für territoriale Souveränität, sondern für eine umfassendere Befreiung von Patriarchat und Autoritarismus. In ihren Augen ist die Waffe kein Instrument der Herrschaft, sondern ein Mittel zur Zerschlagung von Unterdrückungsstrukturen.

Im irakischen Kurdistan hat der Kampf für Frauenrechte einen anderen, aber ebenso bedeutsamen Weg eingeschlagen. Hier sind kurdische Frauen als Aktivistinnen, Politikerinnen und Fürsprecherinnen in Erscheinung getreten, die fest verwurzelte kulturelle Normen in Frage stellen und sich für Rechtsreformen einsetzen.

Organisationen wie die Frauenunion Kurdistans und die Frauenrechtsorganisation Kurdistans führen unermüdliche Kampagnen gegen geschlechtsspezifische Gewalt, Kinderehen und weibliche Genitalverstümmelung. Ihre Bemühungen führten zu wichtigen juristischen Erfolgen, darunter die Kriminalisierung von Ehrenmorden und die Einrichtung von Unterkünften für Opfer häuslicher Gewalt.

Allerdings sind die Fortschritte fragil. Traditionelle Normen und politische Instabilität stellen weiterhin Herausforderungen dar. Auf jede Frau, die ins Parlament kommt oder einen Protest anführt, kommen zahllose andere, deren Stimmen ungehört bleiben und deren Rechte nicht wahrgenommen werden. Doch auch hier schöpfen die kurdischen Frauen ihre Kraft aus ihrem gemeinsamen Kampf und weigern sich, angesichts der Widrigkeiten aufzugeben. Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass viele kurdische Aktivistinnen Ziel von Drohnenangriffen und Attentaten durch das türkische Militär sind, wie wir in den letzten Jahren wiederholt erleben mussten.

Die Leistungen kurdischer Frauen gehen jedoch weit über ihren unmittelbaren Kontext hinaus. Sie sind zu einem Symbol des Widerstands und einer Inspiration für feministische Bewegungen auf der ganzen Welt geworden. Ihr Kampf stellt westliche Feministinnen vor die Herausforderung, die Schnittstellen zwischen Geschlecht, Ethnizität und Kolonialismus neu zu überdenken. Es erinnert uns daran, dass die Befreiung kein Geschenk von oben ist, sondern ein harter Kampf, der von unten geführt wird.

Kurdische Frauen haben zudem transnationale Solidaritätsinitiativen geschmiedet und arbeiten mit feministischen Organisationen auf der ganzen Welt zusammen, um ihre Botschaft zu verbreiten. Ihre Arbeit hat uns gezeigt, dass der Feminismus nicht von Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit, der ökologischen Nachhaltigkeit und der ethnischen Selbstbestimmung getrennt werden kann. Es muss ganzheitlich, intersektionell und kompromisslos sein. In diesem Zusammenhang sind die Ideologie des Demokratischen Konföderalismus und die Schriften des kurdischen Führers Abdullah Öcalan von Bedeutung.

Wenn wir über den Kampf der kurdischen Frauen nachdenken, dürfen wir seine poetische Dimension nicht übersehen. Ihre Revolution ist nicht einfach ein politischer Akt; es ist auch zutiefst kulturell. Durch ihre Lieder, Tänze und Geschichten bewahren die kurdischen Frauen ihr Erbe und verleihen ihrem Widerstand ein tiefes Gefühl von Identität und Zielstrebigkeit.

Wenn Sie ihren Stimmen lauschen, werden Sie ein Echo von Mala Jin vernehmen, den Häusern kurdischer Frauen, die zugleich Zufluchtsorte und Orte der Revolution sind. Sie werden die trotzigen Gesänge der Frauen in Kobane und die leidenschaftlichen Reden der Aktivisten in Sulaymaniyah hören. Sie werden den Rhythmus eines Volkes spüren, das selbst angesichts unvorstellbaren Leidens seine Hoffnung nicht aufgibt.

Stellen wir uns abschließend die Frage: Was verlangt der Kampf der kurdischen Frauen von uns? Zumindest werden wir aufgefordert, auszusagen. Es fordert uns auf, ihre Geschichten zu erzählen und ihre Stimmen in einer Welt, die sie allzu oft zum Schweigen bringt, hörbar zu machen. Aber mehr noch: Es fordert uns zum Handeln auf. Es fordert uns heraus, die Unterdrückungssysteme in unseren Gemeinschaften abzubauen und für die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht als abstraktes Ideal, sondern als gelebte Realität zu kämpfen.

Kurdische Frauen haben uns gezeigt, was möglich ist, wenn Mut auf Überzeugung trifft, wenn Feminismus nicht nur eine Theorie, sondern eine Praxis, eine Lebensweise wird. Sie haben uns gelehrt, dass die Befreiung kein Ziel ist, sondern ein Weg, den wir gemeinsam gehen müssen, Hand in Hand, in Richtung einer Zukunft, in der alle Frauen überall auf der Welt frei leben können. Dies ist die wahre Essenz des kurdischen Slogans "Jin, Jiyan Azadi" (Frauen, Leben, Freiheit), den man überall auf der Welt skandieren hört.

Quelle: https://dckurd.org/2025/02/11/kurdish-women-freedom/

https://ponte.noblogs.org/2025/3972/donne-curde-ridefinire-la-liberta-attraverso-la-resilienza/
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