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(de) [Germany] anika: Redebeitrag zur Kundgebung des Aktionsbündnis gegen Krieg Karlsruhe am 27.03.2022 (ca, en, it, pt)[maschinelle Übersetzung]
Date
Sat, 9 Apr 2022 09:37:41 +0300
Am 27.03.2022 hat die zweite Kundgebung des Aktionsbündnis gegen Krieg Karlsruhe
statt gefunden. Einige Menschen des anarchistischen Netzwerk Anika haben sich
u.a. mit einem Redebeitrag daran beteiligt, den wir im folgenden auf deutsch und
englisch dokumentieren. ---- On 27.03.2022 the second rally of the Aktionsbündnis
gegen Krieg Karlsruhe took place. Some people of the anarchist network Anika
participated among other things with a speech, which we document in the following
in German and English.
Wenn man sich mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine und der Situation in Russland
beschäftigt, stößt zwangsläufig auf die Stimmen der Mütter russischer
Soldat*innen, die teilweise seit Wochen keine Nachrichten von ihren Kindern
erhalten, oft nicht mal wissen wo diese sich befinden. Sie haben sich als
Komittee der Soldatenmütter organisiert, einer Menschenrechtsorganisation, die es
sich zur Aufgabe gemacht hat, Missständen in der russischen Armee auf den Grund
zu gehen. Sie werden aktuell von unzähligen Eltern kontaktiert, die verzweifelt
versucher herauszufinden wo sich ihre Kinder befinden und ob sie noch leben.
Viele von ihnen sind Teil der Nationalgarde, einer vor einigen Jahren durch
Zusammenlegung
verschiedener Einheiten neu geschaffenen Truppe. Offizieller Zweck der
Nationalgarde ist der "Schutz der öffentlichen Ordnung". Sie wird beispielsweise
dann eingesetzt wenn kremlkritische Proteste niedergeknüppelt werden sollen.
Besonders spannend daran: Die Nationalgarde untersteht alleine dem Präsidenten.
Doch nicht nur das: Mit 400.000 Soldat*innen ist diese Privat-Armee Putins sogar
stärker als die offiziellen Streitkräfte. Und wie sie wird die Nationalgarde
nicht nur im Inland sondern auch im Ausland eingesetzt. Zum Beispiel Anfang des
Jahres in Kasachstan als dort Ausschreitungen niedergeschlagen werden sollten.
Oder eben jetzt in der Ukraine.
Wenn euch die Verwendung des Begriffs Soldat*innen jetzt irritiert, wo doch zum
allergrößtenteil Männer in die Kampfhandlungen verwickelt sind, kann ich das nur
zu gut verstehen. Denn Krieg und Militär sind zutiefst patriarchal geprägt. Das
zeigt sich nicht nur durch Berichte von sexuellen Übergriffen wie wir sie aus
praktisch allen Armeen der Welt kennen sondern auch und vor allem an den teils
drastisch unterschiedlichen Erfahrungen die männlich und nicht-männlich gelesene
Personen im Krieg machen.
Ein Aspekt davon ist das Thema Wehrpflicht. Denn in der Ukraine kämpfen aktuell
nicht nur Angehörige von Nationalgarde und Armeen, also Menschen, die sich
freiwillig dafür entschieden haben Soldat*innen zu werden. Laut dem Komittee der
Soldatenmüttern häufen sich in den letzten Wochen auch die Berichte von
russischen Wehrpflichtigen die gezwungen werden Verträge als Zeitsoldaten zu
unterschreiben. Das hat einen einfachen Grund: denn nur als Zeitsoldaten dürfen
sie in der Ukraine eingesetzt werden. Die Soldatenmütter berichtet von Fällen, in
denen den Wehrdienstleistenden in großer Zahl vorausgefüllte Verträge vorgelegt
und sie zur Unterschrift genötigt wurden. So bangen nicht nur die Mütter der
Soldat*innen um ihre Kinder, sondern alle deren Kindern männlich und zwischen 18
und 27 Jahre alt sind.
Denn in Russland müssen alle diese Männer für 12 Monate Wehrdienst leisten. Zwar
gibt es die Möglichkeit alternativ einen ganze 6 Monate längeren Zivildienst zu
leisten, doch der Antrag dafür muss 6 Monate vor der eigentlichen Einberufung
gestellt werden. Wegen dieser Frist werden die meisten Anträge in der Praxis
abgelehnt. Eine weitere Hürde: Wer erstmal Teil des Militärs ist - sei es als
Zeitsoldat*in oder Wehrdienstleistender - hat keine Option mehr den Kriegsdienst
zu verweigern. Für sie stehen auf Kriegsdienstentziehung bis zu 2 Jahre
Gefängnis. Für Desertion bis zu 7 Jahre und im Fall eines bewaffneten Konflikts
ganze 10 Jahre.
Und auch in Belarus sieht die Situation nicht anders aus. Dort ist der Wehrdienst
sogar ganze 18 Monate lang. Die Möglichkeit einen Ersatzdienst zu leisten - der
im übrigen doppelt so lang ist, also ganze drei Jahre - haben dort aber nur
Menschen die den Kriegsdienst aus religiösen Gründen verweigern. Alle anderen
müssen den Dienst an der Waffe leisten ob sie wollen oder nicht. Auch dort haben
Personen, die bereits angehörige des Militärs sind keine Möglichkeit mehr den
Kriegsdienst zu verweigern. Und auch dort werden Kriegsdienstentziehung und
Desertion mit bis zu 7 Jahren Gefängnis bestraft.
Aber in der Ukraine sieht es leider auch nicht anders aus, denn auch hier müssen
alle Männer einen Wehrdienst von 18 Monaten ableisten. Einen Ausweg gibt es hier
nicht nur ausschließlich aus religiösen Gründen sondern das auch nur für eine
Liste von zehn Konfessionen - orthodoxe Christen, die in der Ukraine die
allergrößte Glaubensgemeinschaft bilden, sind nicht darunter und haben damit
keine Möglichkeit den Dienst an der Waffe abzulehnen. Und auch in der Ukraine
gibt es eine 6-monatige Frist und keine Möglichkeit zur Verweigerung für
Militärangehörige.Zusätzlich dürfen Männer im wehrfähigen Alter die Ukraine
aktuell nicht mehr verlassen - ein Zustand der nicht nur gegen den
Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte sondern auch gegen
die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Diese Männer haben keine
Möglichkeit dem Krieg zu entfliehen. Sie werden an der Grenze aufgehalten, von
ihren Familien getrennt und alle die den Wehrdienst absolviert haben - was die
allermeisten haben - können, wie auch in Russland und Belarus, zum Dienst an der
Waffe gezwungen werden.
Für viele von uns ist das eine Situation, die nur schwer vorstellbar ist, denn
das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ist hier in Deutschland seit 1949 im
Grundgesetz verankert und auch die Wehrpflicht ist seit über zehn Jahren
ausgesetzt. Doch im Rahmen der von der Ampelregierung beschlossenen Aufrüstung
wird auch die Wiedereinführung der Wehrpflicht plötzlich wieder salonfähig.
Aus diesem Grund finden wir es wichtig uns klar dagegen zu positionieren.
Wir wollen keine Wehrpflicht - weder hier noch irgendwo sonst! Niemand darf dazu
gezwungen werden auf andere Menschen zu schießen! Denn das Recht auf
Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht!
Unsere Solidarität muss allen gelten, die gerade Repressionen ausgesetzt sind nur
weil sie kein Teil dieses Krieges sein wollen, weil sie weder auf Andere schießen
noch selbst erschossen werden wollen.
Wir finden es aber wichtig zu betonen, dass die Situation in Russland und Belarus
trotz der ähnlichen Regelungen zur Wehrpflicht, nicht mit der aktuellen Situation
auf ukrainischer Seite vergleichbar ist.
Denn die eine Seite hat sich entschieden in ein anderes Land einzumarschieren,
die andere wird gerade von einem autoritären Staat überfallen. Natürlich wäre es
im Moment das Beste, wenn dort alle die Waffen niederlegen würden. Aber das
müssen eben auch beide Seiten tun und es sieht nicht so aus, als hätte die
russische Armee daran auch nur das geringste Interesse. Deswegen ist es aus
unserer Sicht auch nicht besonders verwunderlich, dass sich in der Ukraine gerade
sehr viele Menschen freiwillig melden um sich gegen diesen Überfall zu wehren.
Und auch denen muss unsere Solidarität gelten, denn es ist verdammt noch mal
nicht unsere Entscheidung, ob die Ukraine sich der russischen Invasion ergeben
soll, sondern es ist die Entscheidung der Ukrainer*innen. Und wenn die sich
entscheiden lieber eine Waffe in die Hand zu nehmen, als eine russische
Machtübernahme in der Ukraine zuzulassen, dann müssen wir das akzeptieren, ob es
nun in unser Weltbild passt oder nicht.
Denn die Menschen in der Ukraine sind es, die mit den Folgen einer Kapitulation
und damit einer russischen Marionetten-Regierung leben müssen, und nicht wir.
Aus diesem Grund sagen wir: Solidarität mit allen Menschen die vom Krieg
betroffen sind. Mit denen die vor dem Krieg fliehen, mit denen die dort jeden Tag
um ihr Leben bangen müssen, mit denen die verzweifelt versuchen die humanitäre
Versorgung aufrecht zu erhalten und auch mit denen die sich aktiv gegen den
russischen Überfall wehren.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar positive Perspektiven aufzeigen, denn auch
sich aktiv zu wehren hat mehr als eine Waffe in die Hand zu nehmen und auf
Menschen zu schießen.
In den letzten Tagen erreichten uns einige Berichte von Sabotageakten in Russland
und Belarus. In Belarus wurden beispielsweise Eisenbahnstrecken sabotiert um den
russischen Truppen die Nachschubwege abzuschneiden und in Russland wurde kürzlich
ein Rekrutierungszentrum der Armee in Brand gesetzt. Das stimmt uns
hoffnungsvoll, denn der zunehmende Widerstand in Russland und Belarus könnte
nicht nur ein Ende des Kriegs in der Ukraine, sondern auch ein Ende der
autoritären Regime von Putin und Lukashenko sein.
Lasst uns daher auch den Aktivisti und Russland und Belarus den Rücken stärken.
Lasst uns
gemeinsam unsere Stimme erheben:
Für den Widerstand gegen autoritäre Regime und ihre Angriffskriege!
Für den Widerstand gegen Aufrüstung und Militarisierung!
Und für den Frieden!
https://anika.noblogs.org/2022/04/02/redebeitrag-zur-kundgebung-des-aktionsbuendnis-gegen-krieg-karlsruhe-am-27-03-2022-speach-for-the-ralley-of-the-aktionsbuendnis-gegen-krieg-karlsruhe-at-27-03-2022/
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