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(de) POLEN: Bericht der WI der AF ber die Bergarbeiterproteste am 11 9 2003

From FAU Duisburg 2 <faumo2@fau.org>
Date Thu, 18 Sep 2003 08:20:36 +0200 (CEST)


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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
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http://ainfos.ca/index24.html
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Am 11. September demonstrierten fast 10.000 schlesische Bergleute gegen
die Schließung ihrer Gruben. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung
angekündigt, dass bis zu 30.000 Bergleute entlassen werden sollen.
Angesichts eines angedrohten Generalstreiks, gab die Regierung zunächst
ihren Plan auf und zog zum Schein ihre Ankündigung zurück.

Von Beginn der Demonstration an gab es Auseinandersetzungen zwischen den
Kumpel und der Polizei. Der Demonstrationszug ging zuerst zum
Hauptquartier der regierenden SLD, das mit Steinen beworfen wurde.
Dananach bewegte sich die Demonstration, die zwischenzeitlich für
illegal erklärt worden war, zum Wirtschaftsministerium. Dort kam es zu
Auseinandersetzungen mit den Polizeiketten, die das Regierungsgebäude
bewachten. Die Demonstranten warfen Knallkörper und Molotow-Cocktails;
die Polizei setzte Wasserwerfer, CS-Gas und Gummigeschosse ein. Die
Fassade des Gebäudes wurde beschädigt, rund 40 Fensterscheiben gingen zu
Bruch. 62 Polizisten wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt,
einige schwerer. 22 Kumpel wurden medizinisch behandelt, die genaue Zahl
der Verletzten ist unbekannt. Die Schäden werden auf rund 200.000 Zloty
(49.000 Euro) geschätzt.

Die Regierung will die protestierenden Kumpel verhaften und bestrafen
lassen. Die Medien haben einen regelrechten Krieg gegen die
Organisatoren der Proteste gestartet. Nicht alle Berichte jedoch sind
ablehnend. So sagte beispielsweise der berühmte schlesische Film- und
Theaterdirektor Kazimierz Kutz anlässlich eines Interviews in der Gazeta
Wyborcza (Der größten landesweiten polnischen Zeitung): "Diese Leute
verteidigen sich gegen Entwürdigung und unmenschliche Behandlung. Ich
kann das Gejammer darüber, wieviele Scheiben im Ministerium zu Bruch
gegangen sind, nicht mehr hören. In ihren Augen ist der Mob eingefallen
und hat ihnen in die Lounge geschissen. Die Regierung interessiert sich
nicht dafür, wenn jemand verhungert. Und falls sie versuchen sollte, das
Gleiche mit den Kumpel zu veranstalten, wie Margret Thatcher, dann wird
sie das bereuen. Die Taktik sie zu isolieren und dann zu erledigen wird
in Polen nicht funktionieren. Wir sollten nicht vergessen, dass die
Kumpel auf einige Ortschaften konzentriert sind und es dort sehr viele
von ihnen gibt. Da tickt eine Zeitbombe."

Der Chefredakteur der größten Lokalzeitung schrieb: "Den Kumpel wird
gesagt, dass Großbritannien sogar ein noch größeres Problem mit seinen
Bergleuten gehabt habe und dennoch irgendwie unter der eisernen Hand von
Margret Thatcher mit ihnen fertig geworden sei. England hat sogar
größere Demonstrationen erlebt, als wir am Donnerstag. Ich habe
Engländer getroffen, die bis heute eine Abneigung gegen ihre
Ex-Premierministerin haben. Die Zeitungen sind voll mit Nachrichten über
Selbstmorde und den rasanten Anstieg der Anzahl von Alkohol- und
Drogendelikten. Viele, die damals entlassen wurden, haben nie wieder
einen Job gefunden und sind seither auf staatliche Unterstützung
angewiesen. Unsere Reformer, die seit Jahren nach einer Lösung der
Probleme mit dem Bergbau suchen, sollten nicht versuchen dem britischen
Beispiel zu folgen, weil ihnen das nicht gut bekommen würde. Wir waren
ziemlich dumm darin den Systemwechsel und die damit verbundene Armut,
die Arbeitslosigkeit und den Anstieg der Kriminalität zu akzeptieren.

Die wütenden Vertreter der Gewerkschaften haben weitere Proteste
angekündigt. Am 12. September gab es Versammlungen in den schlesischen
Gruben. "Auf den Versammlungen am Freitag stimmten alle mit meiner
Auffassung überein", sagte der stellvertretende Vorsitzende der
Bergarbeiter-"Solidarnosc", Marek Klementowski. "Wir brauchen 10.000
Leute, wenn wir nach Warschau gehen sollen. Ich bin mir sicher, dass wir
unterwegs mehr werden und dass wir 100.000 sein werden".

[Quelle: ArbeiterInnen-Initiative der Anarchistischen Föderation Polens
(WI/AF) (http://republika.pl/paspartoo0/wi) - Übersetzung: FAU-IAA Moers]

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