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(de) Griechenland, Athen: Feier anlaesslich der Freilassung der Thessaloniki 7 (en)

From Worker <a-infos-de@ainfos.ca>
Date Sat, 29 Nov 2003 09:48:15 +0100 (CET)


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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
http://www.ainfos.ca/
http://ainfos.ca/index24.html
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Am Mittwoch, den 26. November 2003 entschied der Richterrat in Thessaloniki,
alle sieben Aktivisten frei zu lassen, die seit 21. Juni verhaftet worden
waren, weil sie an einer Black-Block-Demo gegen den EU-Gipfel teilgenommen
hatten, der zu der Zeit auf der Halkidiki-Halbinsel nahe Thessaloniki abgehalten wurde.
Hier, in der besetzten Universitaetsverwaltung im Zentrum Athens, sprangen
wir alle auf vor Freude, als wir die Nachricht erfuhren, wir riefen den
Bullen (fuer die eh ein schlechter Tag war) Slogans gegen den Staat zu. Und
wir entschieden, die Besetzung noch mindestens eine Nacht aufrecht zu
erhalten, um eine Party zu machen, aber auch aus Sicherheitserwaegungen.
Einige GenossInnen schlugen vor, das Gebaeude zu behalten, bis der
griechische Staat abdankt, aber dafuer muessen wir wohl noch einiges mehr
tun ... Es kamen bald immer mehr GenossInnen und wir hielten eine kurze
Versammlung ab, auf der wir beschlossen, eine spontane Motorraddemo zum
Nikaia-Krankenhaus und zum Koridallos-Gefängnis zu machen. Mehr als 150
Leute schlossen sich an (ca. 70 Motorraeder und einige Autos). Wir fuhren,
gefolgt von einigen Cops, langsam durch die Strassen Athens, schwenkten
schwarze Fahnen und riefen Slogans. Viele PassantInnen winkten und gruessten
uns. Beim Nikaia sahen wir, dass die MAT-Einheiten (Riot-Cops) noch immer
alle Zugänge des Krankenhauses blockieren, aber wir konnten durch ein
Fenster auch Carlos, Fernando und Spiros sehen, die uns winkten als wir
Slogans riefen – und zwar zusammen mit den Müttern der ersten beiden auch
auf Spanisch.

Danach besuchten wir die Rückseite des Gefängniskrankenhauses von
Koridallos, wo wir durch die Wand hindurch mit Gefangenen kommunizieren
konnten „Bullen, Schweine, Mörder“... Als wir weiter wollten, Richtung
Innenstadt, bekamen die Cops Panik und versuchten mehrere Male, uns zu
stoppen – gequält von dem Gedanken, wir koennten (wie die Tage zuvor) das
Haus des Premierministers Simitis besuchen; zumal wir in festlicher Stimmung
waren.

Zurück in der Uni machten wir wieder eine Versammlung, um die neuesten Infos
und einige Vorsichtsmassnahmen zu diskutieren ... spaeter waehrte die Party
auf dem Propylea-Platz vor dem Gebaeude die ganze Nacht. Zwei junge
Griechen, die aus dem Jugendknast in Avlona entlassen worden waren,
schlossen sich uns bald an. In der Nacht kam es wiederholt zu Provokationen
seitens der Polizei (Kesselung des Gebiets), zu kleineren Zwischenfaellen
mit Traenengas und Steinen, letztlich wagten sie sich aber nicht nahe an uns
heran. Die letzten Leute verliessen das Gebaeude gegen Morgen.

Doch die Kampagne fuer die Freiheit der 7 ist noch nicht beendet. Die
Anklagen wurden noch nicht fallen gelassen, und auf alle kommen in den
nächsten Monaten Prozesse zu. Bis dahin sind die „Auslaender“ nicht
berechtigt, das Land zu verlassen, auch die Griechen duerfen nicht raus und
muessen sich alle zwei Wochen bei der Polizei melden. Der Gesundheitszustand
der fünf ehemals Hungerstreikenden ist zu Zeit nicht kritisch; schwer zu
sagen aber ist noch, ob sie bleibende Schaeden davon tragen werden oder
nicht. Da haengt auch viel von ihrer Selbstdisziplin ab, die sie beim
langsamen Prozess des koerperlichen Wiederanpassung aufbringen muessen.

Auf politischem Level haben wir, kann man sagen, gewonnen. Die ganze Zeit
ueber, bei all den verschiedenen Soli-Aktionen betonten wir: „Sie waren
nicht zufaellig in Thessaloniki. Sie sind Kämpfer unserer anarchistischen
Bewegung. Nicht Opfer, sondern Kämpfer ...“ Die Gefangenen gaben keine sie
selbst demuetigenden Beteuerungen der eigenen „Unschuld“ oder eine
Distanzierung vom Black Block von sich. Alle anarchistischen
Solidaritaetsinitiativen blieben kohaerent in ihren Ideen und wiesen die
Zusammenarbeit mit Medien, politischen Parteien etc. zurueck; sie verliessen
sich allein auf die eigenen Informationskanaele und bedraengten den Staat
durch verschiedene Aktionen (von Demonstrationen und Besetzungen zu
Brandsaetzen und anderen Sabotageakten). Das gesellschaftliche Verstaendnis
unseres Kampfes wurde weiter. Der griechische Staat versuchte, uns zu
verschrecken; auch um ihr geliebtes und lang ersehntes Olympia 2004 nicht
mit Stimmen des Dissens zu bedrohen. Ja, wir haben die Schlacht gewonnen,
aber nun beginnt der Krieg. Fuer 7, fuer alle AnarchistInnen, und fuer die
Freiheit einer/s jeden ...

Die Leidenschaft fuer Freiheit ist staerker als ihre Zellen!

Originaltext von a.infos, 28.11.2003,
http://www.ainfos.ca/en/ainfos13161.html


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