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The.Supplement
{Info on A-Infos}
(de) Thessaloniki 7 - Hungerstreik wird kritisch
From
Worker <a-infos-de@ainfos.ca>
Date
Fri, 7 Nov 2003 11:34:12 +0100 (CET)
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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
http://www.ainfos.ca/
http://ainfos.ca/index24.html
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von Thessaloniki Prisoner Support Group (Quelle: http://germany.indymedia.org)
Mittwoch, den 5. November, 2003. Die Situation um die 5 sich im
Hungerstreik befindlichen inhaftierten Teilnehmer an den
Anti-EU-Gipfel-Protesten diesen Sommer in Thessaloniki spitzt sich
zu. Seit einer Woche verlangen die Hungerstreikenden ihre Überweisung
an das Krankenhaus, ohne Erfolg.
Grund für den Versuch der Inhaftierten, an ein Krankenhaus
überwiesen zu werden ist, dass das Krankenhaus Sorgepflicht und
damit rechtliche Verantwortung hätte. Weigern die
Hungerstreikenden sich aber dennoch Essen, Glukose, Vitamine oder
ähnliches zu sich zu nehmen kann das Krankenhaus ihnen
gegenüber rechtliche Verantwortung ablehnen. Sollte daraufhin
auch das Gefängnis rechtliche Verantwortung für das Leben der 5
verweigern müsste es diese freilassen. Allerdings weigert sich die
Polizei bisher, die Inhaftierten überhaupt an das Krankenhaus zu
übergeben. Es scheint als habe hier die Polizei das sagen, und nicht
die Gefängnisverwaltung, welche sich angesichts der rechtlichen
Lage anscheinend nicht mehr bereit sieht, Verantwortung für das
Leben der 5, und damit ihre zweifelhafte Inhaftierung, zu
übernehmen.
Montag Nacht, am 3. November wurde Carlos Martinez, einer der
zwei spanischen Hungerstreikenden, von einem teilweise maskierten
50-Mann Polizeiaufgebot zum Krankenhaus 8km ausserhalb von
Thessaloniki gebracht. Bei der Ankunft wurde er keinem Bett
zugewiesen, sondern an einen Stuhl gefesselt und laut Aussage eines
der Ärzte die Nacht hindurch mehrmals von der Polizei geschlagen.
Carlos' Körper weist überall Schlagmerkmale und Schwellungen
auf.
Am frühen Morgen wurde Carlos in ein anderes Krankenhaus
verlegt. Niemand wusste zu dem Zeitpunkt wo er sich befand. Im
Krankenhaus selbst wurde ihm kein Dolmetscher gestellt. Als Ärzte
versuchten ihm Blut abzunehmen wehrte sich Carlos, weil er dachte
sie würden ihm Glukose (Traubenzucker) spritzen. Die Ärzte
jedoch meinten, da er keine Tests mit sich machen liesse könnten
sie nichts weiter für ihn tun.
Am Dienstag um 11.30 Uhr fand die Unterstützergruppe heraus, wo
sich Carlos befand und es wurde eine Demonstration vor dem
Krankenhaus abgehalten. Carlos' Anwalt versuchte mit ihm Kontakt
aufzunehmen und konnte erst nach einigen Stunden mit ihm sprechen
und obige Informationen weitergeben.
Um 2 Uhr nachmittag wurde Carlos wieder zurück ins Gefängnis
gebracht, wo er unterdessen von einem Arzt des unabhängigen
medizinischen Teams besucht wurde.
Alle der Gefangenen sind in einem kritischen Gesundheitszustand und
körperlich schwach. Suliman Dakduk, ein syrischer Gefangener,
kann sich nicht mehr von seinem Bett erheben. Simon Chapman kann
nicht schlafen und Fernando Perez verliert beim Klogang Blut.
Am Freitag, sowie am Samstag soll es in Athen Demonstrationen
gegen die Inhaftierung der sich im Hungerstreik befindlichen geben.
In London soll am Samstag von 11-13 Uhr eine
Solidaritätsdemonstration vor dem griechischen Tourismusbüro
und den Büros der Olympic Airlines stattfinden. Es wird um weitere
Solidaritätsaktionen gebeten.
Wer sind die 'Saloniki 7' und weshalb befinden sich 5 von ihnen im
Hungerstreik?
Am 21. Juni 2003 fanden in Thessaloniki, Griechenland grosse
Proteste mit über 150.000 Teilnehmern gegen den EU-Gipfel statt.
Hauptanliegen des Gipfels waren die "Festung Europa" und die
Einigung über eine europäische Verfassung über die Menschen
der Europäischen Union hinweg. Bei Zusammenstössen zwischen
der Polizei und Demonstranten kam es zu Sachschäden gegen
Banken und Geschäfte sowie zu Körperverletzungen vor allem auf
Seiten der Demonstranten.
Über 100 Personen, die sich an den Protesten beteiligten, viele von
ihnen aus den umliegenden europäischen Ländern, wurden von der
Polizei festgenommen. 29 wurden angeklagt, Straftaten begangen zu
haben, 7 von ihnen sitzen seitdem immer noch in Haft: 3 Griechen, 2
Spanier, ein Brite und ein Syrer.
Alle der sich in Haft befindlichen Demonstranten behaupten ihnen
würden zu Unrecht Straftaten angelastet und der Hauptzweck ihrer
Inhaftierung sei es, aus ihnen Sündenböcke für die
Demonstrationen zu machen um an ihnen ein Exempel statuieren zu
können.
Besonders interessant ist der Fall des Briten Simon Chapman, von
dessen Inhaftierung Fotoaufnahmen, sowie ein Video existieren, das
vom griechischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darauf ist deutlich
zu sehen, wie Chapman seines blauen Rucksacks entledigt und ihm
von der Polizei ein fremder, schwarzer Rucksack untergeschoben
wird. Dieser wird zuvor mit Molotov- Cocktails und anderen
Gegenständen gefüllt, um als Beweismaterial für Simons
Schuld zu dienen. Auch dies ist auf dem Video zu sehen. Das Video
wurde von seinem Anwalt zwar als entlastendes Material vor Gericht
gebracht, die Massenmedien jedoch spielen die Geschichte herunter.
Überall in Europa wurden die Demonstranten als unreflektierte,
gewalttätige Randalierer porträtiert, ihre Anliegen unter den Tisch
gekehrt. Die Einigung auf eine europäische Verfassung durch
korrupte Politiker wie den derzeitigen EU-Ratspräsidenten Silvio
Berlusconi ohne jegliche demokratische Beteiligung der
europäischen Bevölkerung wurde als "Err
ungenschaft" bejubelt.
Simon Chapman und die anderen erwarten 7 bis 25 Jahre Gefängnis.
Dem Syrer Suliman Dakduk droht die Abschiebung in sein
Ursprungsland wo er als politisch Verfolgter die Todesstrafe zu
befürchten hat.
Obiger Text ist eine Übersetzung von http://de.indymedia.org/2003/11/65073.shtml
Das Video ist auch in höherer Auflösung erhältlich: http://italy.indymedia.org/uploads/simon.avi
http://www.freesimonchapman.org/
Kontakt: thessalonikiprisoners (at) yahoo.co.uk
Mehr Berichterstattung unter: http://athens.indymedia.org/features.php?target=en
Hintergründe zu den in Thessaloniki Verhafteten
http://anarchosyndikalismus.org/thessaloniki1.htm
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