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(de) OSL - Rebellion n° 23: Stärken wir die Kraft der rebellischen Linken!

From Worker <a-infos-de@ainfos.ca>
Date Tue, 11 Feb 2003 15:45:58 -0500 (EST)


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      A - I N F O S  N E W S  S E R V I C E
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Gegen die Chefs, für die Bewegung! 
Stärken wir die Kraft der rebellischen Linken!
 
  "Das Beste im Volkskampf ist, das man nie das Gefühl hat, am
Ende angekommen zu sein." Neka Jara, argentinische
Piquetera-Aktivistin.

Wir haben drei Mobilisierungen vor uns, die viel miteinander zu
tun haben: Die Anti-WEF-Demo, der Kampf gegen den drohenden
Irak-Krieg und der Widerstand gegen das G8-Treffen in Evian.
Abgesehen von den spezifischen Inhalten jeder dieser drei
Momente wird es darum gehen, immer unseren Willen zu bekunden,
die Gesellschaft radikal zu ändern. Und dies nicht nur als
Programm und strategische Ausrichtung, sondern als etwas, das
bereits jetzt in den Kämpfen, den Forderungen, den Sehnsüchten
und den Experimenten der rebellischen Linken erlebt und getragen
wird. Eben alles, was dazu beiträgt, temporäre autonome Zonen
und Ansätze zu einer Alternative zum Herrschafts- und
Ausbeutungssystem aufzuzeigen. 

Eine "Bewegung der Bewegungen", die sich nicht auf Delegation
einlässt

Autonomie als Ziel und Mittel, die direkte und gewaltfreie
Aktion der Massen, der gesellschaftliche Ungehorsam, die
Sehnsucht nach Befreiung, der Wille nach Basisdemokratie und
Selbstorganisierung stellen für Tausende von Bewegungen eine
gemeinsame Basis dar. Wenn es überhaupt eine "Bewegung der
Bewegungen" gibt, dann dort und nicht in den vorgefassten
Erklärungen derjenigen, die gerne WortführerInnen und
FunktionärInnen des Widerstandes gegen das System sein wollen.
Eine erfreuliche Erfahrung des Sozialforums in Florenz ist das
Scheitern der Organisationsapparate in ihren Bestrebungen, die
Diskussionen zu begrenzen, zu kontrollieren und in ihre Bahnen
zu lenken, und das trotz grosser Anstrengungen. Die riesige,
bunte, vielfältige, unendlich konfrontative Demo liess sich
nicht von den selbsternannten Chefs kontrollieren, blieb taub
gegenüber den Versuchen, ihr Ziele und Wege aufzuzwingen. 

Erneuerung und Wiederholung des Reformismus 

Wir haben auf der einen Seite die selbstbegründende Kraft der
Widerstandsbewegung, aber auch auf der anderen, gegen uns, ein
grossangelegtes Neugründungsprojekt des Reformismus. Es geht um
das schon oft formulierte strategische Projekt, den Kapitalismus
"menschlicher" zu gestalten und gleichzeitig die
gesellschaftliche Bewegung zu bremsen, sie mit Delegations- und
Vertretungsmechanismen zu entschärfen. Dieser "neue" Reformismus
mag sich eine neue Sprache, neue ideologische Kleider und
Symbole angeeignet haben, er schlägt jedoch immer noch die alten
staatlichen Wundermittel vor, die immer noch so unnütz wie
ineffektiv sind. Es geht diesen neuen ReformistInnen letztlich
immer noch darum, das Handeln und Denken so zu bündeln und zu
richten, dass für sie Jobs in staatlichen Institutionen auf
lokaler, regionaler, nationaler oder internationaler Ebene
entstehen, dass sie Regierungsverantwortung übernehmen oder
zumindest die Regierung beeinflussen können. Diese Leute gehen
grundsätzlich davon aus, dass der Motor gesellschaftlicher
Veränderung das Einnehmen und Einsetzen von institutioneller
Macht ist. Damit sind wir wieder beim lächerlichen Versuch, die
alten politischen und gesellschaftlichen Kompromisse der
Sozialdemokratie vergangener Zeiten wiederzubeleben und bei dem
ebenso inakzeptablen Versuch der kritischen Aufarbeitung des
bürokratischen Staatskapitalismus, in dem diese Leute ihre
Wurzeln haben, unter den Teppich zu wischen. Dieses Vorgehen ist
nicht nur falsch und gefährlich in sich: Es ist umso
problematischer, dass in der heutigen Zeit die
neoreformistischen Kräfte nur im Verbund mit den Sozialliberalen
an die Macht gelangen können, dies aber nur als schwächere
Bündnispartner der wahlmässig- und institutionell viel
mächtigeren sozialdemokratischen Parteien. 

Bleibt zu bemerken, dass ein Teil der Leute, die sich "links der
Linken" positionieren, einsehen, dass Kämpfe zentral sind. Sie
versprechen daraufhin, die Autonomie, die Selbstorganisation und
Kraft an der Basis der sozialen Bewegung zu respektieren. Leider
zeigt die bisherige Erfahrung, dass sie jedes Mal, wenn es
darauf ankommt, trotzdem das Delegieren und das Institutionelle
aus Wirksamkeitsgründen und Realismus vorziehen. Aus eigener
Kraft und Initiative werden diese "bewegteren" oder
"kritischeren" Teile des Neoreformismus nichts Wesentliches zu
einer Befreiungspolitik beitragen. Einzig libertäre Ansätze
werden dazu fähig sein, immer eine Politik, eine Strategie
vorzuschlagen und eine revolutionäre Perspektive zu zeichnen,
die die direkte Aktion als Mittel und als Ziel des Widerstandes
definiert. Wir zielen natürlich nicht darauf ab, irgendeine
Avantgarde oder Bewegungsleitung auszurufen, sondern am
ständigen Ausbau unser aller Orientierungsfähigkeit zu arbeiten.
Wir alle sollten dabei offen gegenüber Werten und
Orientierungspunkten sein, die aus dem unendlichen Reichtum und
der Vielfalt der Praxis, der Überlegungen und der Träume der
rebellischen Linken stammen. 

erschienen in Rebellion, n°23, Januar 2003.

 
http://www.rebellion.ch

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