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{Info on A-Infos}
(de) Anti-Kriegsdemo in Luxemburg
From
Worker <a-infos-de@ainfos.ca>
Date
Mon, 10 Feb 2003 01:25:58 -0500 (EST)
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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
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http://ainfos.ca/index24.html
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Am 15. Februar 2003 findet in Luxemburg-Stadt
eine Protestdemo gegen den bevorstehenden Krieg
im Irak statt.
Treffpunkt: 15 Uhr vor dem Hauptbahnhof in
Luxemburg-Stadt
Aufgerufen zu dieser Demo hat ein Buendnis aus
links-liberalen Gruppierungen, Parteien,
Einzelpersonen, Initiativen usw. Da wir uns aber
gegen eine Vereinnahmung durch die politischen
Parteien, sowie deren heuchlerische Doppelmoral
hinsichtlich der Themen Armme und Krieg wehren,
werden wir als Anarchistische Foederation
nachfolgenden Text auf der Demo verteilen.
------------
Fuenf Finger sind noch keine Faust
Es ist schoen, dass alle gegen den Krieg sind. Sind
wir auch. Aber Krieg, Frieden, Recht und
Gerechtigkeit, das sind dehnbare grosse Worte die
an den Zaehnen kleben bleiben. Warum
demonstrieren hier heute im Namen des Friedens
dieselben Sozialdemokraten, die erst vor wenigen
Jahren enthusiastisch Belgrad bombardieren
liessen ? Warum wird hier die Einhaltung dieses
und jenes Rechts gefordert, wo das herrschende
Recht doch vor allem das Recht der Herrschenden
ist ?
Fuenf Finger sind noch keine Faust, und
schlagkraeftige Vielfalt sollte nicht mit Diffusitaet
verwechselt werden. Nein zum Krieg ? Und was
dann ? Ewiges Weihnachten, Fest der Liebe? Oder
Friedenssicherung dank unserer so ueberaus
kompetenten und friedliebenden Politiker ?
Krieg ist - egal ob wir das gut oder schlecht finden -
die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Die Frage nach Krieg und Frieden ist also eine
fundamental politische - nicht nur moralische. Wir
wollen hier zwei Aspekte nur kurz anreissen :
Einmal ist jeder Staat unserer Meinung
nach eine ?gewaltfoermige« Organisation. Der
moderne Staat laesst sich als Institutionalisierung
und Formalisierung von Herrschaft qualifizieren,
und allen Staaten , gleich welcher sonstigen
Ausgestaltung, ist immer eins gemeinsam : das
Gewaltmonopol, die letzte soziale Sanktionsgewalt.
Ein Staat ist immer auch ein Zwangsinstrument, ein
Repressionsgebilde zur Aufrechterhaltung der
Verhaeltnisse - Verhaeltnisse , und damit sind nicht
nur die Produktionsverhaeltnisse gemeint, die quer
durch die Geschichte immer einen unegalitaeren
und unfreien Charakter aufweisen. Von einem
Staat einen Verzicht auf Gewalt zu fordern, wie es
manche in der Friedensbewegung tun, ist unsinnig,
denn Gewalt und Herrschaft ist der Urstoff, aus
dem jeder Staat geformt ist. Wollt ihr Frieden, baut
nicht auf den Staat - sondern reisst ihn ab !
Appelliert nicht an die Politiker - werft sie raus !
Zum zweiten die Frage nach
internationaler Politik. Auf internationaler Ebene
gibt es keine wirksame letzte Sanktionsgewalt, und
keine verbindliche Zentralisierung politischer
Macht. Daraus leiten verschiedene Strategen
(Stichwort ?offensiver Realismus) die Annahme ab,
dass die Machtakkumulation fuer einen einzelnen
Staat die beste Moeglichkeit bietet, seine
Interessen zu wahren: Je groesser die
Machtasymetrie, um so besser. Mensch darf die
aktuelle US-Regierung getrost dieser Denkweise
zurechnen. Nichts viel anderes beschreibt etwa
auch Michael Moore in ?Bowling for Colombine«,
wenn er die Gewalttaetigkeit der Amerikaner auf
ihre Sicherheitsbewahrungs-Paranoia
zurueckfuehrt. Es geht dabei auch im
internationalen Kontext nicht immer nur um OEl ,
auch wenn Ressourcen sicherlich eine grosse Rolle
spielen. Andere - darunter so manche
Friedensbewegte - wollen angesichts dieser
Situation das Primat der Verrechtlichung
internationaler Beziehung durchsetzen, und beten u
ns immer wieder Voelkerrechte und andere
Vertraege vor. Wir denken aber nicht nur, dass
Recht und Gerechtigkeit zwei verschiedene Paar
Schuhe sind; wir wollen auch nicht die Fuehrer der
Nationen endlich zur ?Vernunft« bringen - was auch
immer das sein soll - sondern wir wollen weder
Fuehrer noch Nationen. Die vorherrschenden Ideen
ueber Internationale Politik basieren letztlich auch
nur auf dem halluzinierten Konstrukt der ?Nation«
, behandeln auf der internationalen Ebene Staaten
oder ?Voelker« wie Einheiten, wie Menschen. In
Wirklichkeit geht es aber doch immer nur um die
individuellen und wirklichen Menschen. Was wir
wollen ist nicht diese oder jenes internationale
Regime, sondern eine Perspektive die die Loesung
politischer und sozialer Probleme ueberhaupt nicht
mehr in Abhaengigkeit vom Nationenkonstrukt
definiert - oder nur noch insofern als sie eben
zwecks Problemloesung diese Nation zu
ueberwinden sucht !
Wir sind keine weltfremden Utopisten. Aber wir
wollen dass den Menschen klar wird, in was fuer
einer Gesellschaft sie leben, und was Freiheit
ausmacht. Was wir an dieser Stelle deutlich zu
machen versuchen, ist, dass alles Gerede von Friede
, Freiheit und Gerechtigkeit solange fuer uns
sinnlos bleibt, wie es innerhalb nationaler und
staatlicher Begriffe und Parameter geschieht. Dass
wir dies hier schreiben, kommt nicht etwa daher
weil wir bloed rumindoktrinieren wollen, sondern
weil es uns zutiefst anekelt wenn heute Chirac,
Schroeder oder ihre luxemburgischen Sproesslinge
sich als Pazifisten profilieren. Weil es uns besorgt,
wenn emanzipatorische Inhalte verschwinden
zugunsten eines unerkennbaren Brei von
schwammigem Legalismus und
pseudokantianischem Vernunftappell , manchmal
mit reaktionaeren und platten antiamerikanischen
Ressentiments im Windschatten.
Und : die Irakkrise wird gehypt. Da gibt?s einen
waffengeilen Despoten und einen Cowboy mit
lockerem Colt, die beide nicht so gerne miteinander
spielen. So what ? Es ist nicht der erste und wohl
auch nicht der letzte Krieg dieser Art. Und auch
wenn diesmal die ?Diplomatie« siegen wuerde, es
wuerde sich kein Deut aendern an der alltaeglichen
Herrschaft und Ausbeutung. Und auch nicht an den
restlichen zahlreichen brutalen Kriegen in aller
Welt, gegen die hier noch nie eine Demonstration
stattgefunden hat und gegen die noch kein
Sozialdemokrat sich profiliert hat.
Gegen den faulen Frieden der Politiker setzen wir
die allgemeine Idee einer herrschaftsfreien
Gesellschaft jenseits der autoritaeren staatlichen
Struktur und des oekonomischen
Warenverhaeltnisses. Wir zeichnen hier nicht das
Bild einer idealen Utopie, sondern nur das
Leitmotiv, nach dem wir den alltaeglichen Kampf
bestimmen. Denn - frei nach Ulrike Meinhof :
Freiheit ist letztlich nur im Kampf um Befreiung
moeglich !
Fédération Anarchiste (Lux) / http://kiss.to/anarchy
/ federationa@hotmail.com
siehe zu dem Thema auch unseren Text
zu Nation und Nahost , ?This is not a love Song« ,
abgedruckt u.a. in der woxx vom 13/12/02 und in der
neuesten ?Queesch«
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