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(de) RUMANIEN NOBODERCAMP in Timisoara 9-15 JUNI 2003 (en)

From Worker <a-infos-de@ainfos.ca>
Date Fri, 29 Aug 2003 14:29:36 +0200 (CEST)


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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
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(SO NUN, JETZT IST ES DA. ES IST LETZTENDLICH FERTIG. NIMMT ES ODER LASST ES SEIN.
UND BITTE ENTSCHULDIGT UNSERE VERZÖGERGERUNG.)
Lasst uns mit dem Anfang beginnen.
Rumänien:
Ein Land mit 22 Millionen Menschen und einer Fläche von 230.000 km2. 10
Millionen Menschen leben außerhalb Rumäniens im Rest der Welt (wobei die
Realität die offiziellen Informationen bei weitem übersteigt). In
Zentral-Ost-Europa gelegen war Rumänien eines der Länder, welches hinter dem
eisernen Vorhang lag. 1989 brachte die "Revolution" und veränderte das
System...
Ein Ausdruck hiervon waren die Revolten und Riots, die am 16. und 17.
Dezember 1989 in Timisoara ausbrachen und eine Menge Verletzte und Tote
zurückließen.
Um Schengen-Europa zu betreten brauchten RumänInnen bis zum Januar 2001
Visa, dann wurde dies geändert. Am 27.November 2002 wurde der Rumänischen
Regierung bei Gesprächen in Prag angeboten, der NATO beizutreten. Nach der
Einladung an Ungarn, der Tschechische Republik und Polen, der EU
beizutreten, wird Rumänien eine andere Rolle in der EUropäischen
Grenzpolitik spielen. Rumänien wird "Pufferzone" zwischen den
"Unerwünschten" und dem "versprochenen Land". Seit dem Wegfall der
Visapflicht gab es für die rumänischen BürgerInnen neue Bedingungen: 500
Euro an der Grenze vorzeigen, Tickets für beide Richtugen ebenso,
Krankenversicherung und härtere Grenzkontrollen für alle Nationalitäten.
BürgerInnen der Republik Moldawien, die in der Vergangenheit die Möglichkeit
hatten, auch mit einem moldawischen Pass die rumänische Staatsbürgerschaft
zu bekommen, haben es nun weit schwieriger und werden in eine harte Prozedur
gezwungen. Oder sie werden gedrängt, Mafianetzwerke zu nutzen, um in das
Land zu gelangen. Gleichzeitig wurden die Grenzen für Menschen geöffnet, die
in den (nun privatisierten) Fabriken arbeiten, wo schlechte
Arbeitsbedingungen herrschen, beschissen bezahlt wird und üble
Kündigungsbedingungen Alltag sind. Dabei bleibt ihnen das Recht verwehrt,
"raus" zu gehen, um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu stehlen.
Dieses führte in der rumänischen Bevölkerung zu rassistischen Einstellungen
- und nicht nur dort - gegen die Roma, die so oft verantwortlich gemacht
wurden für alle Probleme, die RumänInnen in westlichen Ländern haben. Die
Roma werden außerdem verantwortlich gemacht für den verzögerten Prozess um
den EU Beitritt von Rumänien (wir wollen doch alle in die EU - oder?).
Die Angriffe auf Roma wurden meistens von den Medien und der Regierung
geleitet, ebenso von internationalen Organisationen (oder anderen
ausländischen/westlichen Regierungen...). Menschenhandel entwickelte sich
ebenso nach dem Ende der Visapflicht, vor allem Prostitution ist eine der
Branchen, die einen enormen Wachstum verzeichnet (in Rumänien ist
Prostitution illegal - dies führt zu einer Menge Streit von der Polizei
gegen die Frauen. Ein hoher Prozentsatz der Frauen ist krank. Die Polizei
unternimmt beinahe überhaupt nichts gegen die Zuhälter.) - und oft werden
Frauen, die Jobs über schräge Anzeigen in Zeitungen bekommen, in westlichen
Ländern (Italien, Spanien,..) oder in anderen Regionen (Griechenland,
Albanien, Bulgarien,...) in die Prostitution gezwungen. Zur Zeit sagen die
Statistiken aus, dass mehr oder weniger 80-90% der rumänischen Bevölkerung
dafür ist, dass Rumänien der EU beitritt. Dies kommt daher, dass die
Regierung und Medien lügen. Alle erwarte dort ein besseres Leben, größere
Autos, mehr Arbeitsplätze und Reichtum, blablabla.
Anstatt dass mehr und mehr Menschen die alltägliche Armut, Arbeitslosigkeit
und das Elend sehen, schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung,
wünschen sie EUropa, um "in einer Weile" zu bekommen was ihnen versprochen
wird.
Das ist ein Grund, warum westeuropäische und die rumänische Regierung
Abkommen über Saison-Arbeitsplätze gestartet haben.
Die rumänische Regierung wird bei den nächsten Wahlen weiterhin Sand in die
Augen der Menschen schütten und auch für die EU Agenda Lobby-Politik
betreiben.
Die EU Länder werden die billigen und unorganisierten Arbeitskräfte
ausbeuten können und einen Grund haben, die unerwünschten „Papierlosen“
RumänInnen rauszuwerfen.
Und ein paar RumänInnen werden eine höhere Bezahlung nach Hause bringen und
haben die Möglichkeit, das „wirkliche“ Gesicht Europas zu erblicken.

Timisoara:
Eine Stadt mit mehr oder weniger 400.000 EinwohnerInnen irgendwo im Westen
Rumäniens. 50 km von Serbien entfernt gelegen und 100 km von der Grenze zu
Ungarn ist Timisoara die größte Stadt im Westen des Landes. Außerdem ist sie
eine der am meisten industriell und ökonomisch entwickelten Städte in
Rumänien. Timisoara war einmal Teil des österreichischen Reiches und selbst
45 Jahre Kommunismus haben es nicht geschafft, die ethno-kulturelle Vielfalt
zu zerschlagen. UngarInnen, RumänInnen, SerbInnen, Deutsche und auch
BulgarInnen leben zusammen in landwirtschaftlichen und städtischen
Gemeinschaften. Timisoara ist ebenfalls eine wichtige Stadt der
Grenzwirtschaft. Sie ist der Ort, von dem viele SchmugglerInnen nach Serbien
starten. Die serbisch-rumänische „Zusammenarbeit“ läuft schon seit einiger
Zeit.... während des Ceausescu-Regimes kamen serbische SchmugglerInnen mit
vielen Gütern nach Timisoara, die es auf den Märkten und in den Geschäften
nicht gab. Nach der „Revolution“ war es Zeit für die RumänInnen, sich zu
revanchieren.

Dumbravita:
Ein kleines Dorf 2km außerhalb von Timisoara. Das Dorf war ein guter Ort für
das Camp, da es dort viele ungarische Menschen gibt. In dem Wald nah dem
Dorf ist nur eine andere Veranstaltung das ganze Jahr: das Fahrrad-Festival.
Die lokale Gemeinde hatte nichts dagegen, dass wir da waren, sie halfen auch
einigen suchenden Menschen, das Camp zu finden.
Auch die lokalen Autoritäten, die FörsterInnen und Polizei waren sehr OK und
einige von ihnen halfen uns in einigen Dingen (Natürlich nicht die
Polizei...!)
Exakt am gleichen Tag unserer Demonstration hatte auch das Dorf eine
selbstorganisierte Demo. Sie protestierten gegen den Plan, eine Müllhalde
für die Stadt nah ihrem Dorf zu errichten. Wir halfen ihnen mit einem
Transparent. Wir bereuen, nicht mehr mit der Dorfbevölkerung in Kontakt
gewesen zu sein, aber das soll uns für das nächste mal bewusst sein.

Das camp:
Das NoBorder camp war die erste große Aktion in Timisoara, die von den
lokalen AktivistInnen vom anarchistischen Kollektiv organisiert wurde.
Zwischen dem 9. und 15. Juni waren 100-150 Menschen über die Woche verteilt
auf dem Camp, einige aus der Stadt haben nicht dort gecampt und einige waren
nicht die ganze Woche da gewesen. Workshops und Diskussionen waren:

- Migrationskontrolle, IOM, Grenzsituation in Rumänien
- Freiheit der Bewegung, Freiheit der Information
- Neue Weltordnung, empire, Imperialismus, Kapital
- Rumänien, Realität oder Utopie
- prekäre Arbeitsbedingungen auf Schiffen
- Präsentation zukünftiger Projekte in Griechenland und Polen
- Migration und Arbeit

Abends wurden auch Filme gezeigt: über das IOM, G8 – in Geneve, Woomera… und
auch im Volxtheaterkarawanen-Bus aus Österreich wurden alle Nächte
verschiedene Filme vorgeführt. Es war geplant, 2 Konzerte im Kulturzentrum
in Timisoara zu veranstalten
Es fand nur eines statt, Bands aus den USA, aus Ungarn und Rumänien waren
dabei (die
drei Länder, die die Welt regieren!). Eine Party war am Freitag geplant, um
für die Aktion am Sonnabend zu werben, aber die Leute aus dem Zentrum hatten
Paranoia mit der Polizei Probleme zu bekommen und zogen ihr Angebot zurück,
uns machen zu lassen.
Dank der Volxtheaterkarawane aus Österreich und dem „jeder Mensch ist ein
Experte“-Bus aus Deutschland hatten wir pausenlos Internetzugang und eine
Satellitenverbindung, aber zum Ende des Camps gab es Probleme mit der
Stromversorgung.
Am Samstag gab es eine Demo durch die Innenstadt. Es waren etwa 100 Menschen
beteiligt, es gab Musik und einige tolle ChearleaderInnen von der
Volxtheaterkarawane, die in Plastiktüten mit EU & USA Flaggen verpackt
waren.
Es gab außerdem ein großes Müllmonster, welches von einigen Leuten, die beim
G8 Gipfel gewesen waren zusammen mit Kindern aus dem Dorf gebaut wurde.
In den Straßen wurden Flyer verteilt und Demosprüche gerufen. Nach der Demo
gingen alle zum besetzten Infoladen, wo sie einige Zeit mit quatschen und
singen mit Roma aus der Umgebung verbrachten. Die letzten Tage gab es eine
Wald-Säuber-Aktion. Der Wald ist Opfer von Wochenend - TouristInnen, die oft
Müll hinterlassen. Für eine Woche gab es für uns eine autonome Zone, es
wurden Ideen und Erfahrungen ausgetauscht und entwickelt. Alles in Allem ist
unsere größte jemals geplante Aktion sehr gut verlaufen und wir laden Euch
alle ein, nächstes Jahr hoffentlich wieder unsere Utopie mitzuerleben. Wir
wollen die TeilnehmerInnen des Camps drängen, ihre Eindrücke vom Camp an uns
zu schicken und überall auf der Welt zu verteilen, auf ihren homepages und
ihren Publikationen.

FARA GRANITE! FARA NATIUNI!

Ein Kollektiv von anarchistischen AktivistInnen aus Timisoara

Ihr könnt einige Bilder auf folgenden Seiten finden:
www.no-racism.net/noborderlab
http://www.alter.most.org.pl/fa/timi.htm


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