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The.Supplement
{Info on A-Infos}
(de) von Anarchy Africa - McLibel zeigt die globale Alternative (en)
From
Uli@ainfos.ca, uli.e@gmx.ch
Date
Thu, 24 Apr 2003 12:48:47 +0200 (CEST)
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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
http://www.ainfos.ca/
http://ainfos.ca/index24.html
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> Von "Griffin" <zabalaza@union.org.za>
Datum Sa, 19. April 2003
Was geschah als nächstes?
Namen: Helen Steel und Dave Morris
Datum: September 1990
Ort: London
Tatsachen: Helen Steel (37) und Dave Morris (49) wurden als 'McLibel
Two' [McVerleumdung Zwei] bekannt, als sie von McDonald's angeklagt
wurden, den Konzern in einem Kampagnenflugblatt, das sie verbreiteten,
verleumdet zu haben. Obwohl sie keinen juristischen Hintergrund hatten,
entschieden sie sich, sich selbst zu verteidigen. Es wurde der längste
Zivilprozeß in der britischen Geschichte. Das Gericht entschied, daß das
Flugblatt verleumderisch war, hielt jedoch einige ihrer Behauptungen
aufrecht in einer Entscheidung, die als schwerer Schlag für McDonald's
betrachtet wird. Beide sind mittlerweile wieder in ihren Zusammenhängen
aktiv. Weitere Informationen gibt's unter www.mcspotlight.org
Helen Steel: Ich kam gerade vor dem Haus von Bekannten an, als ein Mann
vor mir auftauchte, "Helen!" sagte und mir dann einen Umschlag vor die
Füße warf. Es war eine Klageschrift von McDonald's, in der sie
Schadensersatz für angebliche Verleumdung verlangen. In dem Brief stand,
wenn wir uns nicht entschuldigen und ihre Auslagen bezahlen, würden sie
ein Gerichtsverfahren gegen uns anstrengen. Ich war wirklich wütend,
sowohl darüber, daß sie mich verfolgt hatten, als auch, daß sie
versuchen konnten, Leute auf diese Weise einzuschüchtern. Ich spürte,
daß wir keine andere Wahl hatten, als diesen Fall selbst durchzukämpfen.
McDonald's kündigte an, der Prozeß würde drei bis vier Wochen dauern;
sie müssen geglaubt haben, sie könnten uns einfach überrennen, weil sie
wußten, daß wir weder Anwälte noch Erfahrung mit Verleumdungsprozessen
hatten. Tatsächlich dauerte er dann 313 Tage und wurde damit der längste
Prozeß in der englischen Rechtsgeschichte. Uns selber zu vertreten, war
ermüdend und stressig, aber die Unterstützung der Leute, die uns
schrieben, hielt unseren Mut aufrecht, ebenso wie die Nachrichten von
Protesten rund um die Welt.
Das Urteil war niederschmetternd für McDonald's. Das Gericht stellte
fest, daß sie mit ihrer Werbestrategie Kinder ausbeuten; daß sie ihr
Essen fälschlich als nahrhaft anpreisen; daß sie geringe Löhne zahlen
und verantwortlich für Grausamkeiten an Tieren sind. Ich denke,
McDonald's bereut es bitter, sich mit uns angelegt zu haben. Sie haben
in diesem Prozeß schätzungsweise zehn Millionen Pfund dafür ausgegeben,
öffentlich ihre schmutzige Wäsche waschen zu lassen.
Weil das Gericht in einigen Punkten gegen uns entschied, wurden wir
dennoch verurteilt, Schadensersatz an McDonald's zu zahlen. Wir haben
Berufung eingelegt, und die Summe wurde von 60.000 auf 40.000 Pfund
reduziert. Aber wir haben trotzdem nie einen Penny an sie bezahlt!
Als der Prozeß zu Ende war, fühlte ich mich großartig. Endlich hatte ich
Zeit, Dinge zu tun, die mir gefallen, lange Spaziergänge übers Land,
Nahrungsmittel anbauen auf meiner Parzelle, Treffen mit FreundInnen. Ich
habe auch geholfen, ein Wohnprojekt aufzubauen, und Elektrikerin
gelernt.
Obwohl es jetzt 12 Jahre her ist, daß wir die Klageschriften bekamen,
arbeiten Dave und ich immer noch an "McLibel". Wir haben Klage beim
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht, weil wir der
Meinung sind, daß die britischen Regelungen über Verleumdung das Recht
auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf einen fairen Prozeß
verletzen.
Wir beteiligen uns auch beide an einer örtlichen Gruppe - Haringey
Solidarity Group, die sich mit einer Vielzahl lokaler Themen und
Kampagnen befaßt. Kürzlich waren wir in Tottenham, um die [streikenden,
Üs.] Feuerwehrleute zu unterstützen. Manchmal fühle ich mich immer noch
überwältigt von der gewaltigen Macht der Konzerne, aber das derzeitige
Wachstum der Opposition gegen Kapitalismus und Krieg ist sehr
inspirierend. Überall auf der Welt merken Leute, daß die einfachen
Menschen zusammenkommen müssen, wenn wir unsere Gemeinschaften vor
Profitmacherei und Zerstörung schützen wollen. Es ist wichtig, die
positiven Sachen im Leben zu suchen.
Dave Morris: In den 70ern, als Postbote und Gewerkschafter, bekam ich
einen Vorgeschmack auf die kommenden Kämpfe, als ich zum ersten Mal Post
bei einem örtlichen McDonald's austrug und von der Belegschaft über ihre
schlechten Arbeitsbedingungen informiert wurde. Als wir 1990 mit dem
Versuch konfrontiert wurden, öffentliche Kritik zum Verstummen zu
bringen, wußten Helen und ich, daß wir zurückschlagen mußten, egal, was
passiert. Wir erhielten zwei Stunden kostenlose Rechtsberatung, weitere
Rechtshilfe war nicht zu bekommen. Eine aktive Unterstützungskampagne
sorgte dafür, daß die Proteste rund um den Fall zunahmen; Tausende von
AktivistInnen unterzeichneten ein "Trotzgelöbnis", daß sie die Flugis
weiter verteilen werden, und die neue McSpotlight-Webseite verzeichnete
im ersten Monat eine Million Zugriffe. Als Alleinerziehender mit einem
kleinen Sohn, Charlie, hätte ich den Fall gar nicht durchziehen können
ohne die ständige Hilfe von FreundInnen und NachbarInnen.
Es war ein schwerer Schlag für mich, daß uns ein Geschworenenprozeß
verweigert wurde, aber ich wußte: Das, was wirklich zählt, war die
Instanz der öffentlichen Meinung! Es war harte, unerbittliche Arbeit,
aber die Sache wurde wirklich zum Stadtgespräch. Als wir nach dem Urteil
draußen auftauchten, war ich echt baff: Da waren Massen von jubelnden
Leuten!
Ich denke, daß diese Kampagne zum Aufkommen der modernen
antikapitalistischen und anarchistischen Bewegungen beigetragen hat, die
zeigen, daß es eine globale Alternative zum derzeitigen System gibt. Das
einzige, was ich schade finde, ist, daß mich der Fall fast 10 Jahre lang
von den örtlichen Aktivitäten abgehalten hat, die mir am wichtigsten
sind. Ich bin wirklich froh, jetzt wieder auf mein altes Terrain
zurückzukommen.
Ich habe geholfen, an Charlies Schule eine Elterngruppe aufzuziehen, und
dann den größten Teil meiner Energie in eine örtliche
Einwohnervereinigung gesteckt, die daran arbeitet, Gemeinschaftssinn
aufzubauen, die Umwelt und öffentliche Einrichtungen vor Ort zu
verbessern und allgemein den Leuten Kraft zu geben, damit sie spüren,
daß es auf sie ankommt, daß sie die Kontrolle über ihr Leben haben
sollten. Nichts weniger verdient jede Person und jede Gemeinschaft auf
der Welt.
Als zwei ganz normale Leute, die aus einer außerordentlichen Situation
einfach das beste gemacht haben, wollten wir zeigen, daß alle, vor
allem, wenn sie organisiert und entschlossen sind, für die Wahrheit das
Wort ergreifen und aufstehen können, egal, wie die Chancen stehen. Wenn
die Kampagnenarbeit irgendjemanden ermutigt hat, die herrschenden Mächte
herauszufordern, dann war es den ganzen Aufwand wert. Zusammen können
die Menschen eine Welt schaffen, die nicht auf Geld und Macht beruht,
sondern auf Teilen und Zusammenarbeit; wo die Gemeinschaften alle
Entscheidungsprozesse und Ressourcen in der Hand haben; und wo die
ArbeiterInnen ihre Arbeitsplätze kontrollieren und nur lächeln, wenn sie
Lust dazu haben.
[Anm.: nur zur Erinnerung... nicht nur Greenpeace London ist
anarchistisch, und die beiden bezeichnen sich als AnarchistInnen,
sondern Dave Morris ist auch seit über 15 Jahren aktiv in der Haringey
Solidarity Group, einer anarchistischen Gruppe dieses Londoner
Stadtteils, die Mitglied der Solidarity Federation ist...]
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