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(de) Anti-Kriegs-Flugblatt für Soldaten

From laskalinkas@yahoo.de
Date Mon, 7 Apr 2003 16:09:22 +0200 (CEST)


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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
http://www.ainfos.ca/
http://ainfos.ca/index24.html
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> Dieses Flugblatt gegen den Krieg wird von Leuten aus
dem Rhein-Ruhr-Gebiet seit Anfang April 2003 an
Soldaten der Bundeswehr verteilt... um mit ihnen über
die Bedingungen bei der Bundeswehr zu diskutieren und
zur Verweigerung aufzufordern.
--- eine pdf-Version mit Layout gibt es auf der
Website: www.nadir.org/kolinko ----
Kopiert und verteilt es weiter!
Kriege hören auf, wenn Soldaten nicht mitmachen!
--------- los geht's -------------------------

Hallo Soldat!

Wir wissen nicht, warum du dich für die Bundeswehr
entschieden hast? Aus Abenteuerlust? Weil du das
lieber machst, als dich für'n Appel un'n Ei als Zivi
in Krankenhäusern oder Altenheimen ausbeuten zu
lassen? Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen oder eine
Ausbildung zu machen? Wie auch immer. Du wirst Gründe
haben, warum du durch den Dreck robbst und dich von
vorgesetzten Idioten anbrüllen lässt. Aber willst du
auch in den Krieg ziehen?

Krieg ist immer Gemetzel, Tod, Verstümmelung. Soldaten
bringen Soldaten um, Soldaten bringen "Zivilisten" um.
Die Regierenden und Generäle tun so, als ginge es
dabei um die Freiheit, die Demokratie und
Menschenrechte. Was das bedeutet, können wir
spätestens nach einem Krieg beobachten, aktuell in
Afghanistan oder in Ex-Jugoslawien: Die Gewalt geht im
Frieden weiter. Und die Freiheit, die sie meinen, ist
die Freiheit, andere auszubeuten. Das Sagen behalten
immer die Gleichen: diejenigen, die das Geld und die
Waffen haben.

Die Bundeswehr wird zukünftig mehr an diesen Kriegen
teilnehmen... und nicht nur mit dem Scheckbuch wie im
letzten Golfkrieg. "Deutschlands Interessen werden
auch im Hindukusch verteidigt!", sagt
Verteidigungsminister Struck. Und nicht nur dort: auch
im Kosovo, in Mazedonien, am Horn von Afrika, wo
überall Bundeswehrsoldaten im Kriegseinsatz sind. Die
rot-grüne Regierung ist dabei, die Bundeswehr in
Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten zu
einer Angriffsarmee umzubauen. Wenn sie jetzt beim
Irak-Krieg keine Truppen schickt, dann weil sie den
Ausgang dieses Krieges für unberechenbar hält und eine
unkontrollierbare Eskalation fürchtet... nicht etwa,
weil sie generell gegen Kriege wäre.

Nach diesem Krieg wirst du vielleicht in den Irak
geschickt, um den "Wiederaufbau" zu bewachen. In einen
Irak, in dem schon das "friedliche" UN-Embargo in den
letzten Jahren dafür gesorgt hat, dass eine Familie
von weniger als zehn Euro im Monat leben muss und in
dem täglich Tausende Säuglinge sterben. In einen Irak
der zerbombt und vermint sein wird. Du wirst dann
deinen Kopf dafür hinhalten, dass deutsche Unternehmer
einen Teil vom Wiederaufbau-"Kuchen" kriegen, dass
multi-nationale Konzerne ohne Streiks und andere
"Störungen" Rohöl fördern können, und dass die ganze
Region im Sinne der US-Regierung und ihrer Verbündeten
geordnet wird - mit einer US-Militär-Regierung oder
irgendeiner irakischen Marionette am Drücker.

Während die rot-grüne Regierung hier den Friedensengel
heuchelt und an einigen Fronten Kriege führt, nutzt
sie den Irak-Krieg auch als Ablenkungsmanöver. Sie
plärrt uns die Ohren voll von der "angespannten
wirtschaftlichen Lage" und labert von Reformen, die
nix anderes sind als der Versuch, uns zu mehr Arbeit
zu zwingen und uns vom läppischen Lohn oder der Stütze
noch was wegzunehmen. Vor ein paar Tagen hielt
Bundeskanzler Schröder eine "Blut, Schweiß und
Tränen-Rede", in der er zum Angriff auf die Rentner,
Kranken und Arbeitslosen blies.

Was am Hindukusch, im Irak und anderswo "verteidigt"
werden soll, ist ein System, dass uns nichts mehr
versprechen kann außer sinnlose Arbeit, Ausgrenzung,
Elend und Krieg.

Du kannst aussteigen aus der Kriegsmaschine. Rede mit
deinen Kumpels bei der Bundeswehr! Eure Weigerung, den
Kriegsdienst zu leisten, hat die Unterstützung von
Millionen Menschen quer über den Globus, die gegen den
jetzigen Krieg demonstrieren und sich sowohl gegen die
Kriegshetze der US-Regierung und ihrer Verbündeten als
auch gegen das Terror-Regime in Bagdad wenden.

Jetzt bist du dran!

1969 Gegen das Gemetzel des Vietnam-Krieges
organisierten sich viele amerikanische Soldaten (GIs).
Es gab Zigtausende von Deserteuren. Ganze Kompanien
setzten sich auf dem Schlachtfeld nieder oder
weigerten sich, gefährliche Einsätze zu machen. Viele
Soldaten versuchten, militärischen Zusammenstößen zu
entgehen und feierten lieber tagelange Partys.
Hunderte von Offizieren wurden von den einfachen
Soldaten in die Luft gesprengt. Es gab viele Zeitungen
von GIs, die sich gegen den Krieg, den Rassismus in
der Armee und die schlechte Behandlung durch die
Offiziere wandten. In der Umgebung von Kasernen in
Vietnam, den USA und auch in Deutschland (wo viele GIs
stationiert waren) entstanden Caféterien, wo sich GIs
trafen, diskutierten und Aktionen gegen den Krieg
planten. Der Widerstand der GIs traf zusammen mit
vielen Demonstrationen, Aufständen und Streiks in den
USA und anderen Ländern Ende der 60er/Anfang der 70er.
Diese Kämpfe wandten sich gegen Rassismus und
Ausbeutung, aber auch gegen den Krieg. Die Verbindung
dieser Kämpfe der GIs und der "zu Hause" zwangen die
Regierenden in den USA, den Krieg zu beenden und sich
aus Vietnam zurückzuziehen.

1991 Während des letzten Golf-Krieges desertierten
viele irakische Soldaten. Gleichzeitig gab es im
Norden und Süden des Landes Aufstände gegen das Regime
von Saddam Hussein. Die USA und ihre Kriegsverbündeten
griffen die flüchtenden irakischen Soldaten an, die
sich dem Aufstand hätten anschließen können, und
metzelten Zigtausende nieder. Und sie gaben den
Elitetruppen des irakischen Regimes Zeit, die
Aufstände niederzuschlagen. Die Kriegsmächte wollten
die Stabilität in der Region erhalten und setzten auf
die Diktatur von Saddam Hussein, damit der weiter für
die tödliche Ruhe sorgt, welche die Mächtigen
brauchen, um auszubeuten und Profite zu machen. Die
Aktionen der Deserteure und Aufständischen wurden
zerrieben.

2003 Gegen die Kriegspolitik der USA und ihrer
Verbündeten de-monstrieren rund um die Welt Millionen.
In Schottland und Italien haben sich Transportarbeiter
geweigert, Militärmaterial zu verladen. Züge und
Straßen werden blockiert. Viele Schüler streiken. Wenn
diese Kämpfe weitergehen und sich ausbreiten, haben
wir eine Chance, den Krieg zu stoppen. Wenn... Ja,
wenn auch die Soldaten mitmachen, den Kriegsdienst
verweigern und ihre Wut gegen diejenigen richten, die
sie in den Krieg schicken!

Kriegsdienstverweigerung
Es ist nie zu spät zur Kriegsdienstverweigerung!
Rekruten, aktive Soldaten und Reservisten können
jederzeit einen Antrag auf KDV stellen. Danach kommt
es eventuell zu einer mündlichen Anhörung vor dem
Kreiswehrersatzamt. In der Regel wird innerhalb von 4
bis 8 Wochen entschieden.

Befehlsverweigerung
Jeder Soldat kann jederzeit den Befehl verweigern. Das
gilt als Disziplinarverstoß. Bei Wiederholung gibt es
Arrest, der allein "erzieherische Wirkung" erzielen
darf. Die Höchstdauer beträgt 21 Tage. Wenn ihr jedoch
mit zwanzig oder mehr Leuten NEIN zu stumpfen Befehlen
sagt und das öffentlich macht, sollen sie sich mal
trauen, euch in die Zelle zu stecken.

Totalverweigerung
Leute, die sowohl den Kriegsdienst an der Waffe als
auch den Zivildienst verweigern, heißen
Totalverweigerer. In "Friedenszeiten" geht es darum,
sich gegen den Zwangsdienst, die Ausbeutung als
billige Arbeitskräfte und den möglichen Kriegseinsatz
"hinter der Front" zu wehren. In "Kriegszeiten" ist
das als Desertion der Genickbruch jeder Armee! TV kann
zu maximal vier Arresten (à 21 Tage) führen. Dazu
kommt ein Strafverfahren. Als Strafe drohen bis zu
fünf Jahre, allerdings gab es bisher meist Geld- und
Bewährungsstrafen (im Durchschnitt derzeit bei drei
Monaten auf Bewährung). Falls ihr das machen wollt,
solltet ihr jedoch vorher Kontakt mit
Totalverweigerern und unterstützenden Anwälten
aufnehmen!

Wehrpflichtvermeidung
Wie ihr es schon von der Maloche kennt: Mensch fühlt
sich unwohl, hat überraschend Magen- und/oder
Kopfschmerzen. Damit darf nicht gescherzt werden! Also
besser krankschreiben lassen. Das kann auch zu
monatelangem Dienstausfall führen!

Unterstützt euch gegenseitig! Zeigt Leuten im Arrest
eure Solidarität! Schreibt ihnen, besucht sie,
diskutiert miteinander!

Tipps:

DFG-VK Landesverband Nordrhein-Westfalen,
Braunschweiger Straße 22, 44145 Dortmund, Tel.
0231/818032 Fax 0231/818031

Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär.
Kopenhagener Str.71, 10437 Berlin,
Tel. (0 30) 440 130
0, Fax. (030) 440 130 29

[www.bundeswehrabschaffen.de]
[www.kampagne.de]
[www.bamm.de/beratung]
[www.bummelwehr.com]
[www.wehrpflichtvermeiden.de]
[www.krank-machen.de]


Lesehinweise:

Widerstand in der US-Armee. Vom Krieg in Vietnam bis
zum Golf. Harald Kater-Verlag 2003. ISBN 3-927170-13-5

Wildcat zum Irak-Krieg, 3/2003. [www.wildcat-www.de]

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