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(de) Nizza: Indymedia-Zusammenfassung

From I-AFD_2@anarch.free.de (FdA Hamburg)
Date Sat, 9 Dec 2000 19:31:47 -0500 (EST)


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      A - I N F O S  N E W S  S E R V I C E
            http://www.ainfos.ca/
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>From http://france.indymedia.org

Das ist ein Versuch, die Ereignisse der letzten beiden Tagen  
zusammenzufassen. Bitte schickt Kommentare, Fehlerkorrekturen
(Do., 7.12., 22 Uhr) 

Revolt.News@pmail.net

(uebersetzt vom franzoesischen Original: Fr 8.12., 13.30 Uhr)

Mittwoch, 6. Dezember:
Am Tag vor der Eroeffnung des EU-Gipfels in Nizza versammelten 
sich 70.000  
Personen zu einer Demonstration in der franzoesischen Stadt. Die 
Mehrzahl  
der Demonstranten sammelten sich unter der Fahne der Europaeischen  
Konfoederation der Gewerkschaften (ECU/CES). Ausser  
Gewerkschaftsmitgliedern gab es noch Arbeitslosenverbaende, Immigranten,  
Umweltaktivisten, kommunistische und anarchistische Gruppen, autonome  
Gruppen, kurdische und tuerkische Aktivisten, Frauenkollektive, baskische  
und korsische Aktivisten etc.

Urspruenglich waren zwei verschiedene Demonstrationen geplant: die  
Gewerkschaften auf der einen Seite, die Globalisierungsgegner,  
Arbeitslosenverbaende, ATTAC, progressive und linke Parteien etc. auf der  
anderen. Schliesslich lief es so, dass beide sich in letzter Minute  
vereinten, auch wenn ihre Themen nicht dieselben waren. Tatsaechlich  
unterstuetzt die ECU/CES die Annahme der Charta der Fundamentalen Rechte,  
kritisiert aber deren Schwaeche, waehrend das Kollektiv fuer den  
Gegengipfel (in dem zahlreiche Gruppen vertreten sind) diese Charta  
ablehnt.

Die vom Buergermeister von Nizza (einem Ex-Mitglied der faschistischen  
Front National) genehmigte Demoroute war nicht lang genug. Daher packten  
die Gewerkschafter bereits ihre Transparente ein und meinten, sie haetten  
ihre Sache gut gemacht, als das Ende der Demo gerade die erste Schritte  
machte.

Diese Demonstration lief ruhig ab und die meisten Gewerkschafter kehrten  
nach der Demo wie geplant in ihre Heimatlaender zurueck (mit dem  
Flugzeug).

In der Nacht versammelten sich 2000 Personen im Gymnasium Leyrit zu einem  
Treffen. Susan George sprach ueber die gegenwaertige Fadheit und Dekadenz  
der internationalen Institutionen und dass es Veraenderungen nicht von  
oben her geben werde. Francois Dufour sprach im Namen der  
Bauernkonfoederation. Er erklaerte unter anderem, warum der jetzt  
weltbekannte Jose Bove nicht da war. Tatsaechlich ist am Mittwoch in Paris  
die Sicherheitsbeamten auf Bove losgegangen und haben ihn zu Boden  
geschlagen, als er versuchte, am Place de la Concorde zu einer  
landwirtschaftlichen Konferenz der WTO mit dem Vorsitzenden der WTO, Mike  
Moore, zu betreten.

So wie in Prag waren hunderte Italiener fuer die Teilnahme an der  
Demonstration in Nizza mobilisiert. So wie nach Prag nahmen sie den  
"Global Action Express" fuer die Reise. Wie in Prag wurden die 1500  
Italiener von Ya Basta, Tuti Binachi, Rifondazione Communista an der  
Grenze aufgehalten. Trotz des Protests der italienischen Behoerden  
verweigerten die franzoesischen Behoerden, geschuetzt von Riot-Polizei,  
den Italienern die Einreise. Unbeeindruckt versuchten einige, zu Fuss die  
Grenze zu ueberschreiten.

Die Aktivisten wurden in der italienischen Grenzstadt Vintimille  
aufgehalten, wo sie gegen 0.30 Uhr ankamen. Da der Bahnhof von Carabinieri  
umstellt war, schliefen die italienischen Aktivisten im Zug. Sie besetzten  
auch noch einen anderen Zug, um etwas mehr Platz zu haben. Am naechsten  
Tag, nach einigen Diskussionen, verliessen die Demonstranten den Bahnhof  
gemeinsam, um beim franzoesischen Konsulat Visa zu beantragen. Die  
italienische Polizei griff sofort an und es kam zu recht heftigen  
Kaempfen.

Die Carabiniere feuerten Traenengas (moeglicherweise aus naechster Naehe;  
die Uebersetzung ist unklar). Mehrere Personen mussten ins Krankenhaus.  
Nach den Konfrontationen und nachdem sie das Konsulat erreicht hatten,  
beschlossen die Italiener, zum Bahnhof zurueckzukehren. Also konnten sie  
in der Grenzstadt demonstrieren. In Genua veroeffentlichte die  
Rifondazione Communista einen Demoaufruf und einen Appel, den Praefekten  
abzusetzen, der fuer die Polizeigewalt in Vintimille verantwortlich ist.

Als Reaktion auf die Blockade des Zugs in Vintimille besetzten in Nizza  
Tausende von Demonstranten den Hauptbahnhof und forderten die Oeffnung der  
Grenze fuer die italienischen Aktivisten, am Ende der grossen Demo und  
waehrend der Gegengipfel stattfand.

Die Riot-Polizei (CRS) reagierte, indem sie die Demonstranten angriff und  
sie aus dem Bahnhof warf. Danach gab es ein paar Zusammenstoesse im  
Stadtzentrum von Nizza.

Ebenfalls als Reaktion auf die Blockade der Italienier gingen viele  
Spanier und Franzosen zur Grenze, um die Genossen zu unterstuetzen. In der  
Nacht vom 6. auf den 7. Dezember patrouillierten die Bullen und hielten  
systematisch Leute in Gruppen von mehr als 3 Personen an und ueberprueften  
deren Ausweise.

Am Donnerstag, den 7. Dezember, bewegten sich Tausende Demonstranten im  
Morgengrauen auf die Acropolis, das Konferenzzentrum, zu, um die Eingaenge  
zu blockieren. Ungefaehr 5-6000 Leute bildeten verschiedene Grossgruppen,  
um die Gipfelteilnehmer und die zahlreichen sie beschuetztenden Bullen zu  
belaestigen.

Die Ankunft der Staatsoberhaeupter in der Acropolis wurde eigentlich nicht  
gestoert. Im Gegensatz dazu wandelte sich auf den Strassen die Ruhe des  
Vortages zu recht gewalttaetigen Konfrontationen mit Sicherheitskraeften.  
Der Strassenverkehr wurde in vielen Stadtteilen blockiert. Die  
Demonstranten wurden angegriffen und griffen ihrerseits die ueberall  
vorhandenen Polizeisperren um die Sicherheitszone des Gipfels an. Die  
Wolken von Traenengas ueber Nizza erreichten ein solches Ausmass, dass das  
Aircondition-System der Acropolis das Traenengas ansaugte und offenbar  
brachte das Praesident Chirac zum Niesen.

Es gab Kaempfe, Banken brannten, Scheiben wurden eingeworfen. Es gab auch  
einige Festnahmen. Die Demonstranten erreichten ihr Ziel nicht, weil das  
zu gut bewacht war; die Bullen machten sich sogar die Muehe, in der "roten  
Zone" von Tuer zu Tuer zu kontrollieren.

Die 2000 europaeischen Delegierten wurden gut bewacht. Neben der Praesenz  
von verschiedenen aus ganz Frankreich zusammengezogenen Polizeieinheiten  
(und Armeeeinheiten) gab es auch Interventionsteams, die auch fuer  
Einsaetze im Wasser und in der Luft ausgeruestet waren, falls es Personen  
gelingen sollte, auf diesen Wegen in die Sicherheitszone vorzudringen.

Heute morgen konnte wir eine Aktion beobachten, bei der cira 40 BAC- 
Polizisten (Verbrechensbekaempfungsbrigade) sich in den Konflikt im  
Zentrum vom Nizza einmischten. Sie waren unter anderem mit "Flashballs"  
bewaffnet, mit Gummigeschosspistolen, und jagten kleine isolierte Gruppen  
von Demonstranten.

Nach den Ereignissen heute morgen zogen sich viele Leute zum Gymnasium  
Leyrit zurueck, dem Zentrum des Gegengipfels. Spaeter wurde das Gymnasium  
mit der freundlichen Hilfe der Polizei von 2000 Personen befreit, weil die  
Polizei mit Traenengas und Wasserwerfern die Raeume beschoss.

Heute morgen hat auch die Versammlung der NGOs und der europaeischen  
Verbaende, genannt der "Scheideweg der buergerlichen Gesellschaft", in  
Nizza stattgefunden, um zu diskutieren, wie auf eine wirkliche  
europaeische Verfassung hingearbeitet werden kann, die nicht nur eine  
blosse Erklaerung von Prinzipien ist. Dieses Treffen verabschiedete einen  
Antrag, der von Raffaele Salinari vorgelegt wurde, in dem das Vorgehen der  
franzoesischen Behoerden gegenueber dem Zug der italienischen Aktivisten  
als "anti-europaeisch" verurteilt wird.

Heute nachmittag konfrontierten einige Antifaschisten die  
Sicherheitskraefte der Nazipartei von Le Pen (Front National), die mit der  
Zustimmung des Stadtrats eine Versammlung organisiert hatte. Die Bullen  
waren nicht mehr da, und ein Antifaschist wurde dabei schwer verletzt.

Es gab auch eine Demonstration europaeischer Foederalisten. Eine Gruppe  
junger Foederalisten machte ein Sit-In, das von der Riot-Police (RCS)  
gewaltsam unterdrueckt wurde - gerade eine Viertelstunde nachdem die  
europaeischen Staatsoberhaeupter die beruehmte Charta der Grundlegenden  
Rechte angenommen hatte, gegen die sich die Demonstrationen der letzten  
beiden Tagen richteten.

Ebenfalls heute nachmittag gab es eine Stinkbombenaktion von autonomen  
Aktivisten (Banken, Supermaerkte, Buffalo Grill), um "den Leuten konkret  
zu zeigen, was in dieser Welt stinkt". Die Ziele dieser Aktion mussten  
evakuiert werden.

Am Abend fuhren einige Demonstranten (schon) nach Hause und versuchten,  
durch die Polizeiketten um den Bahnhof von Nizza zu gelangen. Andere  
organisierten eine allgemeine Versammlung in der Aula des Gymnasiums  
Leyrit, die offenbar nach der Raeumung heute nachmittag von anderen  
Demonstranten wieder besetzt worden war.


Weitere Informationen:

Im Zusammenhang mit der Bewegung, zum EU-Gipfel nach Nizza zu fahren,  
wurden in Frankreich mehrere Kollektive gegruendet, um mit kostenlosen  
Zuegen anzureisen. In mehreren franzoesischen Staedten (Paris, Nancy,  
Dijon, Lille, Lyon, Bordeaux, Montpellier, Toulouse...) versammelten sich  
daher Leute, um gemeinsam zu fahren. Behoerden und Politiker reagierten  
darauf mit Polizeiaktionen: Gleise wurden blockiert und Raeumungsaktionen  
der Polizei, Verhandlungen wegen niedriger Fahrpreise, Leibesvisitationen,  
Polizeiangriffe, Verletzungen und Festnahmen.

Nachdem es grosse Unterkunftsprobleme fuer die Demonstranten gab, wurden  
die besetzten Haeuser in Nizza geoeffnet. Ein besetztes Haus wurde von der  
Polizei geraeumt. In der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember uebernachteten  
Demonstranten in der Aula des Gymnasiums Leyrit, in der der Gegengipfel  
tagen sollte.

Es wurden ca. 60 Festnahmen gezahelt (nach dem belgischen oeffentlichen  
Rundfunk waren es 30). Verletzte gab es sowohl bei den Demonstranten wie  
bei der Polizei.

Einige Globalisierungsgegner versammelten sich nochmals an der Grenze zum  
Fuerstentum Monaco, um dort gegen das Geldwaescheparadies zu protestieren.

Es soll bereits eine Soli-Aktion in Irland und Italien stattgefunden  
haben. In Bruessel versammelten sich am 6. Dezember 200 Personen, um die  
Demonstranten in Nizza zu unterstuetzen.

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Uebersetzung: FdA Hamburg, e-mail: i-afd_2@anarch.free.de


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