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(de) :gelesen:: Johann Most, Die Freie Gesellschaft – "Die Internationale Bibliothek" und Texte aus der "Freiheit" zum Kommunistischen Anarchismus (UNRAST Verlag)
Date
Wed, 09 May 2007 22:57:21 +0300
Johann Most --- Die Freie Gesellschaft --- Herausgegeben von Heiner Becker.
"Die Internationale Bibliothek" und Texte aus der "Freiheit" zum
Kommunistischen Anarchismus UNRAST Verlag, Münster 2006 ISBN-10: 3-89771-911-8
ISBN-13: 978-3897719118 Ausstattung: br., 264 Seiten Preis: 14.00 Euro Mit
Einleitung, Anmerkungen und ausgewähltem Personenregister versehen.
eMail: kontakt(A)unrast-verlag.de www: www.unrast-verlag.de
Der schon früher als Most-Verleger und -Kenner hervorgetretene Heiner Becker
hat mit Band 13 der Reihe "Klassiker der Sozialrevolte" im UNRAST Verlag zum
100. Todestag von Johann (John) Most 2006 eine Zusammenstellung der wichtigsten
und populärsten Schriften des anarchistischen Revolutionärs und Agitators
vorgelegt, die ihren Preis wert ist. Heiner Beckers informatives Vorwort, in
das auch ein kurzer von Most selbst verfasster Lebenslauf in Deutschland
eingebunden ist, schafft die Grundlage zur Einordnung der Schriften in ein
sozialhistorisches Gesamtbild und stellt Mosts Leben in seinen wichtigsten
Zügen dar.
Johann Most (* 5.2.1846), einst populärster Reichstagsabgeordneter der SPD
neben Bebel und Liebknecht, hatte sich unter dem Eindruck sozialdemokratischen
Philistertums und der Verfolgung durch die Sozialistengesetze im Deutschen
Reich zunehmend dem Anarchismus zugewandt.
Polizeilich verfolgt mußte er Deutschland verlassen und ging über England in
die USA. Mittels einer Intrige schloß ihn die SPD zwei Jahre später aus. In
beiden vorgenannten Ländern erging es Most wenig besser: als radikaler Agitator
mußte er einen erheblichen Teil seines Lebens im Gefängnis zubringen, was mit
zu seinem frühen Tod im März 1906 beigetragen haben dürfte. Nimmermüde,
ungebrochen und unverdrossen redete er in den USA auf unzähligen öffentlichen
Versammlungen und brachte zwischen April
1887 und Ende 1891 neben der berühmt-berüchtigten Wochenzeitung "Freiheit"
etliche populäre Broschüren in der Reihe "Die Internationale Bibliothek" in New
York heraus.
Von seinen programmatischen Aufsätzen sind im vorliegenden Buch "Die
Gottespest", "Die Eigentumbestie", "Die Anarchie", "Der Narrenturm", "Der
Kommunistische Anarchismus", "Vive la Commune" und andere enthalten. Auch seine
Schrift "Attentatsreflexionen", die ihm die Reitpeitsche Emma Goldmanns
einbrachte, ist zum guten Schluß und zur eigenen Urteilsfindung abgedruckt.
(siehe hierzu auch Alexander Berkmann, Die Tat - Klassiker der Sozialrevolte
Bd. 7, Unrast Verlag).
Dieser Most schäumt noch! Wer die Aufsätze heute liest, wird von ihrer Frische
und Aktualität erstaunt sein, die den scharfen und radikalen Geist des
selbstgebildeten ehemaligen Buchbindergesellen Johann Most offenbaren.
Hier haben wir es mit einem Musterbeispiel eines Arbeiterintellektuellen zu
tun, der unter anderem die einzige von Marx und Engels autorisierte Kurzfassung
des KAPITAL für ProletarierInnen schrieb. Selbige ist heute noch in Umlauf
(Kapital und Arbeit, Suhrkamp Verlag).
Mosts volkstümliche und originelle Ausdrucksweise, wird an manchen Stellen von
notwendigerweise alterthümlichen Ausdrücken wie "behufs" (= zum Zwecke) noch
verstärkt. Dies macht die Leküre interessant und anregend. Sein mitreißender
bissiger Humor, der sich in sinnfälligen Wortkreationen äußert, läßt die
Lesenden oft schmunzeln. Ebenso weiß Most aber auch aufzustacheln und die
Mechanismen der Unterdrückung so augenfällig zu darzulegen, daß der heilige
Zorn durchscheint und sich auch mitteilt. Denn bei der Lektüre wird
erschreckend klar, wie wenig sich in mehr als einhundert Jahren die Zeiten
geändert haben und daß an Stelle der guten alten Dampflock nur der neoliberale
Transrapid getreten ist.
Zu bedauern ist lediglich, daß in dem sauber editierten, handlichen Band nicht
ein paar Worte mehr zu Johann Mosts begeistertem Theaterschaffen in seiner
letzten Lebensphase erwähnt wird. Durch eine entstellende Gesichtsoperation
wegen Knochenfraß blieb Most nämlich die Theaterlaufbahn verschlossen. Bei
seinen Feinden führte diese Entstellung zu Spott und Häme. Sie belegten ihn mit
dem Beinamen "Johann Most mit dem schiefen Maul". Es spricht für sein
Selbstvertrauen und seinen ungebrochenen Mut undTatendrang, daß er wenigstens
diesen Lebenstraum in den USA noch realisieren konnte. Kultur galt den
damaligen AnarchistInnen als Mittel und Bestandteil der Revolution. Aber dies
sei nur angemerkt und wäre vielleicht ein eigenes Buch wert.
R@lf G. Landmesser für LPA Berlin
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