A - I n f o s
a multi-lingual news service by, for, and about anarchists
**
News in all languages
Last 40 posts (Homepage)
Last two
weeks' posts
The last 100 posts, according
to language
Castellano_
Deutsch_
Nederlands_
English_
Français_
Italiano_
Polski_
Português_
Russkyi_
Suomi_
Svenska_
Türkçe_
The.Supplement
The First Few Lines of The Last 10 posts in:
Castellano_
Deutsch_
Nederlands_
English_
Français_
Italiano_
Polski_
Português_
Russkyi_
Suomi_
Svenska_
Türkçe
First few lines of all posts of last 24 hours ||
of past 30 days |
of 2002 |
of 2003 |
of 2004 |
of 2005 | of 2006 | of 2007
Syndication Of A-Infos - including
RDF | How to Syndicate A-Infos
Subscribe to the a-infos newsgroups
{Info on A-Infos}
(de) Fauchthunrundmail 8.1.07
Date
Wed, 10 Jan 2007 15:20:43 +0200
1.Solidarität mit Oaxaca, Demonstration in Luzern 2.Drohnen gegen
Menschen; 4 Verhaftungen bei Grenzübertritt Italien/CH 3.Reisebericht
Chiapas / Fau Deutschland
1.Solidarität mit Oaxaca, Demonstration in Luzern
Am Samstag, 6.1.2007 Besammelten sich ca. 200 Leute gegen 14:00Uhr am
Theaterplatz in Luzern. Um ca. 14:30Uhr zogen wir Richtung Altstatt los.
Die Route führte über den Schweizerhofquai in die Töpferstrasse,
Hertensteinstrasse, Grabenstrasse, Löwengraben, St. Karliquai,
Geissmattbrücke, Bruchstrasse, Paulusplatz, Bundesstrasse, Bundesplatz,
Zentralstrasse zum Bahnhofplatz.Am Falken-, Pilatus- und Bundesplatz
wurden jeweils Kurze Reden gehalten.
Die Forderungen sind Klar. Weg mit Felipe Calderon welcher sich durch
einen Wahlbetrug zum Präsidenten von Mexiko machte und weg mit Ulises
Ruiz welcher Mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat.
Ausserdem fordern wir die Auflösung des Freihandelsabkommen (EFTA)
zwischen der Schweiz und Mexiko
Die Demonstration verlief friedlich, die Polizei hielt sich mit einem
grossen Aufgebot (Wasserwerfer, Gitterwagen und Riotcops) im Hintergrund.
Es entstanden keine Sachschäden.
Folgendes Flugblatt wurde verteilt:
Die Lage in Oaxaca
Seit dem die APPO in Oaxaca untergetaucht ist, hat sich die Lage wieder
einigermassen beruhigt. Einige politischen Gefangenen wurden
freigelassen, allerdings sitzen immer noch viele unter entwürdigenden
Bedingungen in Haft Viele wurden getötet und können nicht einfach
?wieder freigelassen? werden.
Viele Familien haben immer noch die Ungewissheit, ob ihre
Familienmitglieder tot sind, ?nur? in Haft oder ob sie untertauchen
mussten, um nicht gezielt getötet zu werden.
Es gibt immer noch viele Verletzte, die nicht behandelt werden.
Die Polizei hält sich zur Zeit im Hintergrund, man jedoch muss davon
ausgehen, dass weitere Wellen von Polizeigewalt folgen werden.
Felipe Calderón verkündete vor seinem Amtsantritt:
"Man kann es nicht anders sagen: In Mexiko wurde immer mehr an Gesetz
und Autorität verloren, ebenso wie am Respekt für die anderen, für die
Gemeinschaft, die wir sind, für die Gesellschaft, in der wir leben, für
das Land, das wir haben?.
Er betonte, dass der Kampf gegen den Terrorismus nicht schnell sein
würde und Opfer aller Art fordere: "Es ist nicht möglich, sofortige
Ergebnisse zu versprechen. Es wird uns Arbeit, Zeit, ökonomische Mittel
kosten und es wird
uns leider wahrscheinlich auch Menschenleben kosten".
Felipe Calderón, der sich durch einen Wahlbetrug zum Präsidenten von Mexico
machte, spricht von einem langen Kampf, der wohl keine Früchte tragen
werde. Es
ist blind zu sagen dass Pazifisten Terroristen sind.
Es ist eine Dummheit, in eine Schlacht gegen Pazifisten zu ziehen und
eine noch
grössere Dummheit ist es, dass dieser Krieg unterstützt wird.
Unterstützt von
Ländern wie der Schweiz und vielen anderen, die im Namen des
Kapitalismus töten.
Wir sagen, es ist genug.
Wir sagen, es reicht.
Wir sagen, Calderón verpiss dich.
Die Schweiz mordet mit
Im Jahre 2000 unterzeichnete die Schweiz das Freihandelsabkommen (EFTA),
welches Im Juni 2001 in Kraft getreten ist. Demokratie und
Menschenrechte sind
in diesem ersten Freihandelsabkommen der Schweiz mit einem Land in
Übersee kein
Thema. Die Rede ist vielmehr von der Wichtigkeit Mexikos für die Schweiz;
Mexiko ist mit über einer Milliarde Handelsvolumen und mehreren Milliarden
Direktinvestitionen der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz in
Amerika,
nach den USA und Brasilien.
Banken, Versicherungen und Multis wie Nestlé verdienen, protegiert von der
Regierung, an der Armut Mexikos. Allein die ABB hat mexikanische
Aufträge für
eine Viertelmilliarde in der Tasche und wird 2007 Stromverteiler in
Chiapas und
Gasleitungen in Oaxaca bauen.
Doch die verarmte Landbevölkerung, die Indígenas in Südmexiko, die ihren
Kaffee
zu Preisen unter den Produktionskosten an Nestlé verkaufen müssen,
können sich
weder Strom noch Gas leisten...
Dies verdeutlicht eine der Hauptforderungen der LehrerInnen in Oaxaca: Ein
staatliches Schulfrühstück für die Kinder, die unterernährt sind im
reichen,
armen Südmexiko.
Soziale Gerechtigkeit ist kein Thema im lukrativen Auslandsgeschäft der
Schweizer Wirtschaft. Auch die Mehrheit des Parlaments, seco und EDA
sind mehr
am Freihandel denn an Menschenrechten interessiert. Menschenrechte sind
offenbar schlecht fürs Geschäft.
2. Drohnen gegen Menschen
Die italienisch-schweizerische Grenze wird seit kurzem von einer Drohne
(Anm.:unbemanntes Aufklärungsflugzeug) überwacht. Resultat: 4 Verhaftungen.
Und es ist zu erwarten, dass dies erst der Anfang ist?
(Übersetzung; Original bei Indy Paris; 24.11.06)
Zum ersten Mal ist das Grenzgebiet zwischen dem Tessin und Italien von
einer
Drohne überwacht worden, einem kleinen Flugzeug ohne Piloten. Diese in den
letzten Nächten durchgeführte Operation ermöglichte die Festnahme von 4
heimlichen Einwanderern.
Aufgrund der Windverhältnisse mussten einige Flüge tief geflogen werden.
Die
Bevölkerung wurde durch die Nachtflüge der Drohne gestört und bei der
Polizei
gingen zahlreiche Beschwerden wegen Lärmbelästigung ein, erklärte der
Sprecher
des Grenzkorps, Clemente Milani. Trotz dieser Unannehmlichkeiten
bewertete er
die Operation als erfolgreich.
Das Aufklärungsflugzeug wurde in den letzten 2 Wochen in 4 Nächten genutzt
(Anm.:November 06). Mit Hilfe von Infrarotkameras hat es 4 Personen
gefunden,
die heimlich versuchten in die Schweiz zu gelangen. Diese wurden dann
vor Ort
von einer gesandten Grenzpatrouille verhaftet.
Die Kontrolle des Gebietes durch Drohnen wurde am 5.Juli 2006 vom Bundesrat
genehmigt. Diese Art Flugzeug kann bis zu einer Höhe von 4500m fliegen
und eine
Distanz von 100 km zurücklegen. Es erreicht eine Geschwindigkeit von
mehr als
200 km/h.
http://paris.indymedia.org/article.php?id_article=73180
3.Aktuelle Reiseberichte aus Chiapas und Guatemala
Liebe FreundInnen, Familie, UnterstützerInnen, hoffentlich InteressierteR,?
Seit ein paar Tagen bin ich nun wieder hier, in San Cristóbal, Chiapas
(südlichster Bundesstaat Mexikos vor der Grenze zu Guatemala). Viele von
Euch
waren schon 2004 in meinem Verteiler. Damals habe ich 3 Monate als
Menschenrechtsbeobachterin in Chiapas in mehreren indigenen zapatistischen
Gemeinden verbracht. Andere fragen sich jetzt aber vielleicht auch, was
den um
Himmels willen indigene zapatistische Gemeinden sind und warum den im
angeblich
demokratischen Mexiko Menschenrechtsbeobachtung nötig ist. Nun, für
diejenigen,
denen diese Zusammenhänge noch neu sind, nun ein kurzer Überblick;
diejenigen,
die glauben alles schon mal gehört zu haben können getrost den nächsten
Abschnitt überspringen.
Das Gebiet in dem Mexiko liegt wurde vor über 500 Jahren von Spanien
überfallen, besetzt und ausgeraubt. Die dort lebenden Maya-Stämme wurden
versklavt, missioniert, ausgebeutet oder einfach nur umgebracht. Den dort
lebenden Mayas wurde ihre Menschlichkeit abgesprochen. Erst später wurde
ihnen
diese von Fray Bartolomé de las Casas wieder anerkannt, der als Lösung
zuerst
vorschlug doch stattdessen für die Sklavenarbeit Menschen aus Afrika zu
benutzen.
Großartig geändert hat dies für die Maya-Bevölkerung aber auch nichts.
Im 19ten
Jahrhundert hat dann Mexiko seine Unabhängigkeit von Spanien erklärt. Das
heißt, dass die Nachfahren der Spanier, die es sich inzwischen in mehreren
Generationen schon in Mexiko bequem gemacht hatten sich von der Spanischen
Krone für unabhängig erklärten. Die indigene Bevölkerung, die heutzutage in
Chiapas ca. 30 Prozent (in einigen Gebieten aber auch bis über 90
Prozent) der
Bevölkerung ausmachen, hatten weiterhin keine Rechte. 1910 gab es dann eine
Revolution. Die Truppen von Emiliano Zapata vom Süden her und Pancho
Villa im
Norden versuchten das herrschende System zu stürzen und setzten sich
vorallendingen für eine gerechtere Landverteilung ein.
Das meiste und fruchtbarste Land war damals wie auch heute im Besitz
weniger
reicher Familien, die indigene Bevölkerung besaß wenig oder gar nichts. Die
Revolution endete mit einer Parlamentarisierung des Systems und
Verbesserungen
in der Landverteilung, die allerdings so gut wie nicht umgesetzt wurden, in
Chiapas am wenigsten. Danach kam für 71 Jahre die Einparteien-Herrschaft
der
PRI (Partido Revolucionario Institucional ? Partei der
institutionalisierten
Revolution), die erst im Dezember 2001 von dem gerade abgelösten
Präsidenten
Fox beendet wurde (den Wahlbetrug 2006 mit dem sein Nachfolger Calderon
an die
Macht gekommen ist habt ihr vielleicht mitbekommen). Zusammengefasst
blieben
die vielen indigenen Gemeinden arm und ohne Land, die wenigen
Großgrundbesitzer
reich und mit viel Land. Und wie auch schon vor hundert Jahren arbeiten
immer
noch viele armen indigenen Bauern, Bäuerinnen und auch Kinder auf den
Plantagen
ohne Rechte und ohne dabei genügend Geld zum Leben zu verdienen (von
Bildung
und Gesundheit ganz zu schweigen).
1994 haben viele indigene Gemeinden aus Chiapas keinen Ausweg mehr
gesehen und
beschlossen eine erneute Revolution zu starten. In 7 Bezirksstädten
Chiapas hat
die Guerilla EZLN (Ejercito Zapatista de Liberacion National ? Nationale
zapatistische Befreiungsarmee, damals wie heute fast ausschließlich aus
indigenen zapatistischen Bauern zusammengesetzt, mit einem hohen Anteil an
Frauen in Führungspositionen) mit breiter Unterstützung der indigenen
Gemeinden
Rathäuser besetzt um auf die Situation der indigenen Bevölkerung
aufmerksam zu
machen. Die EZLN hoffte damals, dass durch diesen bewaffneten Aufstand alle
revolutionären Kräfte Mexikos sich erheben und für eine gerechtere Politik
kämpfen würden. Und das Volk hat sich erhoben um die Ziele der EZLN nach
einer
gerechteren Landverteilung, Recht auf eine autonome Lebensweise, Recht auf
Gesundheit, Bildung, Nahrung zu unterstützen, aber auch für die
Einstellung der
Kampfhandlungen. Denn auf den Aufstand der Zapatistas reagierte die
mexikanische Regierung mit Krieg.
Nach 12 Tagen stellte die Mexikanische Regierung ihre Kampfhandlungen
ein und
in der Folgezeit kam es zu Friedensverhandlungen, in denen die Mexikanische
Regierung viel versprach und nichts davon einlöste. Irgendwann hat dann die
EZLN den Dialog abgebrochen, da die Regierung kein wirkliches Interesse an
weiteren Gesprächen oder aber der Umsetzung der beschlossenen Übereinkünfte
zeigte. Im Jahre 2003 haben die Zapatistischen Gemeinden dann ihre eigenen
autonomen Regierungen (Juntas de Buen Gobierno ? Rat der Guten Regierung)
gegründet. Das besondere an der EZLN und der zapatistischen Bewegung war
immer,
dass alle wichtigen Entscheidungen mit allen Anhängern gemeinsam getroffen
wurden. Es gibt keine Führungsriege, die alleine wichtige politische
Entscheidungen trifft. Ein Beispiel ist der Aufstand 1994, für den sich die
EZLN gemeinsam mit den indigenen Gemeinden entschieden hat.
Die zapatistische Bewegung besteht heute, 12 Jahre nach dem Aufstand
immer noch
und hat in der indigenen chiapanekischen Bevölkerung, aber auch in ganz
Mexiko
und auf der ganzen Welt UnterstützerInnen. Dies war eine sehr knappe
Zusammenfassung und es gibt haufenweise Internetseiten, die weitaus
detaillierter die Geschichte Mexikos und der EZLN wiedergeben, z.B.:
Chiapas.CH
Gruppe Basta
Chiapas98
Besonders wichtig wäre noch hinzuzufügen, dass seit diesem Jahr die
Menschenrechtssituation in Mexiko um einiges bedenklicher geworden ist.
Folter,
unrechtmässige Inhaftierungen, Verschwindenlassen und sogar Mord verübt
von der
mexikanischen Polizei werden von der Regierung geduldet oder sind sogar
erwünscht. Dies ist am deutlichsten momentan in Oaxaca sichtbar, wo sich
aus
dem Streik der LehrerInnen, der im Juni diesen Jahres brutal aufgelöst
werden
sollte, eine Massenbewegung gebildet hat, die nun durch
Bürgerkriegsähnliche
Methoden zum Schweigen gebracht werden soll (weitere Infos unter
www.chiapas.ch ).
Nun aber wieder zurück nach Chiapas. Warum ist nun gerade dort
Menschenrechtsbeobachtung notwendig?
Nach dem Aufstand 1994 wurde Chiapas militarisiert. Ca. 30 % des gesamten
mexikanischen Militärs ist in Chiapas stationiert. Die Menschen in den
Gemeinden
müssen mit der ständigen Präsenz des Militärs leben. Dazu gibt es mehrere
Paramilitärische Organisationen, die angeblichen unabhängig vom Militär
sind,
allerdings oft durch Waffen oder soziale Hilfen von der Regierung
unterstützt
werden. Diese setzten die im Widerstand lebenden Gemeinden unter ständigen
Druck. Viele Menschen leben in ständiger Angst, da das Militär jederzeit
einsatzbereit ist und das Paramilitär ständige Drohungen ausspricht und
auch
umsetzt. Aus diesem Grund wurden im März 1995 die ersten Zivilen
Friedenscamps
in den zaptistischen Gemeinden ins Leben gerufen. Das Prinzip dieser
Menschenrechtsbeobachtung ist präventive Abschreckung. Es geht um
internationale Präsenz in den Gemeinden. Die internationalen
MenschenrechtsbeobachterInnen gehen in die Gemeinden um den
Handlungsspielraum der Militärs und des Paramilitärs einzuengen und
somit den
Menschen in den bedrohten Gemeinden ein wenig mehr Sicherheit und
Handlungsspielraum zugeben. Das Prinzip der Menschenrechtsbeobachtung zielt
darauf ab, Übergriffe in ihrer Entstehung zu verhindern.
Morgen gehe ich nun für 2 Wochen in eine indigene Gemeinde, die im
Widerstand
lebt. Diese Gemeinde gehört zu den ?Abejas?, einer katholischen
Gemeinschaft,
die zwar die Ziele der EZLN teilt, nicht aber deren bewaffneten Weg
(wobei die
EZLN sei 1994 nicht mehr zu den Waffen gegriffen hat, sondern seitdem den
Aufstand mit Worten führt). Die Menschen die ich besuchen werde sind
sehr arm.
Sie sind 1999 vor Paramilitärs aus ihrer Gemeinde in ein nahe gelegenes
Dorf
geflüchtet und bildet nun dort einen Stadtteil. Sie leben dort unter sehr
schwierigen Bedingungen. Die Männer können aus Angst vor Übergriffen
nicht aufs
Feld gehen, womit eine wichtige
Ernährungsquelle wegfällt. Mehr über diese Gemeinde und meine Zeit dort
werde
ich berichten, wenn ich am 27ten Dezember wiederkomme.
Danach werde ich Anfang Januar nach Guatemala fahren und dort als
internationale Begleiterin in einem ZeugInnenbelgeitpogramm arbeiten.
Was das
ist und wieso dies
nötig ist, werde ich später erzählen.
Wichtig für meine Sicherheit ist, dass ich für den Fall, das mir etwas
passiert, Menschen habe (meine so genannten UnterstützerInnen), die meine
Situation und die Situation in Chiapas / Guatemala weiterverbreiten.
Liebe Grüße, bis in 2 Wochen
mariposa
_______________________________________________
A-infos-de mailing list
A-infos-de@ainfos.ca
http://ainfos.ca/cgi-bin/mailman/listinfo/a-infos-de
http://ainfos.ca/de
A-Infos Information Center