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{Info on A-Infos}
(de) Palaestina: Verhaftungswelle geht weiter
From
I-AFD_2@anarch.free.de (FdA Hamburg)
Date
Thu, 7 Dec 2000 22:48:35 -0500 (EST)
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A - I N F O S N E W S S E R V I C E
http://www.ainfos.ca/
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## 06.12.00
## by addameer@planet.edu
25. November 2000
Breit angelegte Verhaftungswelle geht weiter
Israelische Behoerden foltern palaestinensische Gefangene
Die Al-Aqsa-Intifada dauert bereits 59 Tage, und die breit angelegte
Verhaftungswelle, die die israelischen Besatzungskraefte seit dem Beginn
des Aufstands am 29. September 2000 durchfuehren, geht weiter
Die Gefangenenunterstuetzungs- und Menschenrechtsvereinigung Ad-Dammeer
schaetzt, dass es cirka 1650 palaestinensische Gefangene in israelischen
Gefaengnissen gibt, die sich wie folgt verteilen:
650 Inhaftierte im Gefaengnis Megiddo,
235 Inhaftierte im Gefaengnis Nafha,
450 Inhaftierte im Gefaengnis Asqalon und
70 Inhaftierte im Gefaengnis Al Muscobiyeh (Russisches Lager)
Folter:
Besuche in israelischen Haftanstalten durch die Anwaeltin von Ad-Dammeer,
Sahar Francis, ergaben, dass die israelischen Behoerden und Geheimdienste
lange Verhoersitzungen mit palaestinensischen Gefangenen durchfuehren, die
bis in die Nacht dauern, teils vom fruehen Nachmittag bis 1 Uhr morgens.
Waehrend der Verhoere sind die palaestinensischen Gefangenen der Folter
ausgesetzt, z.B. werden ihre Haende mit Handschellen auf den Ruecken
gefesselt, die Handschellen werden dann an der Rueckenlehne eines kleinen
Stuhls befestigt, auf dem die Gefangenen ueber laengere Zeit sitzen
muessen. Den meisten Gefangenen werden Besuche durch Familie und Anwalt
fuer den Zeitraum bis zum Ende der Verhoere verweigert. Die Anwaeltin von
Ad-Dammeer hat mehrere Faelle dokumentiert, in denen das Recht auf
Beistand durch einen Anwalt verweigert wurde; u.a. durch Besuche bei den
Gefangenen Numan Hammoudeh, Munther Salah und Nihad Sandouqa.
Der Gefangene Mahmoud Salah Iddin war "Position abuse" ausgesetzt, fuer
Zeitraeume von 20 Stunden und mehr, er musste auf einem kleinen Stuhl in
einer schmerzhaften Haltung sitzen und wurde so cirka fuenf Tage lang
hintereinander verhoert. Besuche wurden ihm 15 Tage lang verweigert, ab
dem Tag seiner Festnahme am 30. Oktober 2000 bis zum 14. November 2000. Er
wurde spaeter freigelassen und konnte eine eidesstattliche Versicherung zu
seinen Haftbedingungen abgeben.
In einem aehnlichen Fall im Russischen Lager (Al Muscobiyeh) wurde Ashraf
Badir 7 Tage hintereinander so verhoert. Fares Mohammad aus Burqa wurde 24
Stunden hintereinander verhoert und gezwungen, waehrend dieser Zeit in
einer sehr schmerzhaften Haltung zu stehen. Der Gefangene Murad Huwarri
wurde von einem hoeheren Vernehmungsbeamten in Al Muscobiyeh schwer
geschlagen, als er sich beschwerte, dass der wachhabende Beamte seine
Bitten ignorierte, nur mit Schreien und Fluechen reagierte und ihm drohte,
seine Arme und Beine an die Gitterstaebe seiner Zelle zu fesseln.
Einzelhaft:
In einer grossen Zahl von dokumentierten Faellen finden die Verhoere durch
die israelischen Behoerden statt, waehrend die Gefangenen in Einzelhaft
gehalten werden. Palaestinensische Gefangene werden in der gesamten Zeit
der Verhoere in Einzelhaft gehalten und es wird ihnen nicht erlaubt, mit
anderen Personen ausser den israelischen Vernehmungsbeamten
zusammenzukommen; als Methode, auf die Gefangenen Druck auszuueben und sie
einer psychologischen Folter auszusetzen, insbesondere diejenigen, die das
erste Mal in Haft sind. Verwaltungsbeamte in israelischen Gefaengnissen
halten Gefangene fuer die unter der israelischen Militaerbesatzung
erlaubte Maximaldauer von 30 Tagen fest.
Die palaestinensischen Gefangenen, die RA'in Sahar Francis besuchen
konnte, sagten, dass alle Gefangenen sowohl von den Verhoerenden wie von
den Schliessern in allen moeglichen Weisen beschimpft werden, ihnen wird
gedroht, sie werden mit Schimpfworten belegt.
Die Gefangenenunterstuetzungs- und Menschenrechtsvereinigung Ad-Dammeer
bringt seine tiefe Besorgnis ueber die Methoden der israelischen Behoerden
zum Ausdruck, die palaestinensischen Gefangenen langen Verhoeren
auszusetzen, und bezueglich der verschiedenen Formen der Folter, die gegen
die Gefangenen angewandt wird.
Den Gefangenen wird das Recht auf persoenliche Habe vorenthalten: Ad-
Dammeer bringt seine tiefe Besorgnis darueber zum Ausdruck, dass es
negative Auswirkungen auf die palaestinensischen Gefangenen hat, wenn
israelische Behoerden verbieten, dass das Internationale Komitee des Roten
Kreuzes und andere Organisationen den Gefangenen grundlegende
Bedarfsartikel stellt. Die Gefangenen leben schon unter harten
Bedingungen, weil es am Noetigsten fehlt, so zum Beispiel angemessene
Nahrungsversorgung. Die israelischen Behoerden gestatten es nur den
Familien palaestinensischer Gefangener, ihren inhaftierten Angehoerigen
grundlegende Bedarfsartikel zu bringen, die Einwohner von Jerusalem sind
und einen blauen israelischen Ausweis haben - und auch diese duerfen nur
in sehr begrenztem Umfang Bedarfsartikel mitbringen.
Viele Familien in der Westbank, die ihre Angehoerigen in israelischen
Gefaengnissen wegen der seit 2 Monaten andauernden Abriegelung nicht
besuchen koennen (Antraege auf Reisererlaubnis werden abgelehnt), haben
versucht, ihren Angehoerigen Lebensmittel zu schicken/zu bringen, wurden
aber meist abgewiesen und haeufig von israelischen Soldaten bedroht, dass
sie auch verhaftet wuerden.
Familienbesuche:
Die israelischen Behoerden haben den palaestinensischen Gefangenen fuer
ueber 8 Wochen Familienbesuche verweigert. Seit dem Beginn des Al-Aqsa-
Aufstands am 29. September 2000 haben die israelischen Behoerden alle
Reiseerlaubnisse fuer Palaestinenser innerhalb von Israel fuer ungueltig
erklaert und daher sowohl den palaestinensischen Familien wie den
palaestinensischen Anwaelten den Zugang zu den Inhaftierten verweigert,
die in Gefaengnissen in den 1948er Gebieten festgehalten werden. Diese
Massnahmen sind weitere Schikanen gegen die Gefangenen und ihre Familien.
Die israelischen Behoerden haben versucht, mit den palaestinensischen
Gefangenen ueber Familienbesuche zu verhandeln, aber mit besondern
Bedingungen. Die Hauptpunkte dabei:
- Familienbesuche sollten auf Eltern, Ehefrauen und Kinder bis zu zehn
Jahren begrenzt sein;
- Besuchserlaubnisse fuer diejenigen, die in diese Kategorien fallen,
sollten nur fuer einen Tag gueltig sein;
- Keine Mitnahme von Lebensmitteln und persoenlicher Habe sollte erlaubt
sein.
Die palaestinensischen Gefangenen haben diese Bedingungen zurueckgewiesen
und daher werden ihren Familien von den israelischen Behoerden bis heute
keine Besuche gestattet.
Die strengen Massnahmen der israelischen Behoerden waren nicht auf die
Verhinderung von Familienbesuchen begrenzt, sondern auch auf Telefonate
zwischen Gefangenen und ihren Familien. Das ist insbesondere deswegen
besorgniserregend, weil die Gefangenen von der Aussenwelt isoliert sind,
keine Nachrichten ueber ihre Familienangehoerigen und Freunde erhalten und
nicht wissen, ob diese angesichts der anhaltenden Angriffe auf
palaestinensische Wohngebiete mit Panzern und schwerem MG-Feuer in
Sicherheit sind. Ohne jeglichen Kontakt zu ihren Familien bleiben die
palaestinensischen Gefangenen in Sorge um Sicherheit und Gesundheit ihrer
Familien und ihrer Freunde.
Gesundheitszustand:
Ad-Dammeer hat durch Anwaltsbesuche festgestellt, dass der
Gesundheitszustand der palaestinensischen Gefangenen sich sichtlich
verschlechtert, insbesondere treten Probleme mit Haut, Zaehnen und Knochen
auf. Dies ist eine direkte Auswirkung davon, dass die israelischen
Behoerden seit dem Beginn der Unruhen am 29.9.2000 keine Arztbesuche mehr
zulassen.
Die "letztes Drittel"-Faelle:
Ad-Dammeer beobachtet mehrere "Letztes-Drittel"-Faelle, in denen der
Gefangene einem besonderen Komitee vorgestellt wird, um festzustellen, ob
nach Verbuessung von zwei Dritteln der Haftstrafe die Moeglichkeit der
vorzeitigen Entlassung besteht. Dieses Komitee wurde Anfang Oktober 2000
eingesetzt, was bereits lange vor dem Ausbruch der gegenwaertigen Unruhen
beschlossen war. Die israelische Gefaengnisverwaltung legt dem Komitee
ueber bestimmte Gefangene, die fuer eine vorzeitige Haftentlassung in
Frage kommen, Berichte vor.
Ad-Dammeer erfuhr kuerzlich, dass die Entscheidungen dieses Komitees durch
die anhaltenden Unruhen beeinflusst wurden, da als Grund fuer die
Abweisung von Antraegen auf vorzeitige Entlassung angegeben wurde, der
Gefangene koennte sich nach seiner Entlassung an den Unruhen beteiligen.
Unter den Ad-Dammeer vorliegenden Faellen sind 16 palaestinensische
Gefangene, die ueber zwei Drittel ihrer Strafe verbuesst und Antraege auf
vorzeitige Entlassung gestellt haben. Muayad Abu Baker und Khaled Jadou
waren unter denen, deren vorzeitige Entlassung abgelehnt wurde. Vier
Gefangene wurden entlassen, die anderen haben ihre Antraege ruhen lassen,
da sie befuerchten, ihre vorzeitige Entlassung werde aufgrund der
derzeitigen Situation nicht durchkommen.
Angesichts der oben beschriebenen Situation fordert Ad-Dammeer:
-- Sofortige Beendigung des Einsatzes von Folter und Misshandlung, gleich
ob physisch oder psychisch, gegen alle palaestinensischen Gefangenen. Der
Einsatz von Folter durch Israel verstoesst gegen die Abkommen, die Folter
verbieten, ebenso wie Israel weiterhin gegen alle relevanten
internationalen Abkommen verstoesst, zu deren Einhaltung es sich
verpflichtet hat.
-- Sofortige Besuchserlaubnisse fuer Familien, Verwandte und
Rechtsanwaelte - ein grundlegendes Recht fuer alle Gefangenen, das ihnen
durch internationale Gesetze und Konventionen zusteht.
-- Sicherstellung ordentlicher medizinischer Versorgung fuer
palaestinensische Gefangene in israelischen Gefaengnissen.
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ADDAMEER - Prisoners' Support and Human Rights Association
PO Box: 17338, Jerusalem.
Ramallah, West Bank.
Tel: +972-2-2960446 Fax: +972-2-2960447
E-mail: addameer@planet.edu
URL: http://www.addameer.org/
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Uebersetzung: FdA Hamburg, e-mail: i-afd_2@anarch.free.de
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